Freitagsgebet

Merkmale der Gottesfürchtigen (54)

09.10.2020

von Hojjatulislam wal Muslimeen Dr. Mohammad Hadi Mofatteh Imam und Leiter des islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

 

اَلْحَمْدُ لِلّهِ بِجَمِیعِ مَحَامِدِه کُلِّهَا عَلَی جَمِیعِ نِعَمِهِ کُلِّهَا… اَلْحَمْدُ لِلّهِ مالِکِ الْمُلْکِ مُجْرِی الْفُلْکِ مُسَخِّرِ الرِّیاحِ فالِقِ الاْصْباحِ دَیّانِ الدّینِ رَبِّ الْعَالَمینَ اَلْحَمْدُ لِلّهِ عَلی حِلْمِهِ بَعْدَ عِلمِهِ وَالْحَمْدُ لِلّهِ عَلی عَفْوِهِ بَعْدَ قُدْرَتِهِ وَالْحَمْدُ لِلّهِ عَلی طُولِ اَناتِهِ فی غَضَبِهِ وَهُوَ قادِرٌ عَلی ما یُریدُ

 

Alles Lob gebührt Allah mit all seiner Wohlgefälligkeiten für alle seiner Gaben. Aller Lob gebührt Allah, dem Besitzer der Herrschaft, der die Schiffe vorantreibt, der die Winde leitet, der den Morgen anbrechen lässt, dem Herrscher am Tage der Auferstehung und dem Herrn der Welten.                                                             Alles Lob gebührt Allah wegen seiner Sanftmut trotz seines Wissens.                                 Und Alles Lob gebührt Allah wegen seiner Vergebung trotz seiner Macht.                                       Und Alles Lob gebührt Allah wegen seiner langen Bedachtsamkeit während seines Zorns, obwohl Er alles tun kann, was Er will.

ثم الصلاه و السلام علی محمد عبده و رسوله ارسله بالهدی و دین الحق لیظهره علی الدین کله و لو کره المشرکون

اوصیکم عبادالله و نفسی بتقوی الله و اتباع امره و نهیه، و اخوفکم من عقابه

 

So sei Frieden und Segen auf Muhammad, seinem Diener und Gesandten.

[und seinen reinen Nachkommen und seinen rechtschaffenen Gefährten.]

Er hat ihn mit der Rechtleitung und wahren Religion gesandt, um ihr die Oberhand über allen anderen Religionen zu geben, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist.

O Diener Allahs, ich rate mir selbst und euch allen zur Ehrfurcht vor Allah und zum Gehorsam gegenüber Seinen Ge- und Verboten und ich warne auch vor seiner Bestrafung!

Das 25. Merkmal der Gottesehrfürchtigen:

„Du siehst an ihm, dass… sein Essen wenig ist“

Bezüglich des Wortes Essen (Akl) in dieser Predigt des Befehlshabers der Gläubigen (as) gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. „Akl“ ist in der Deklinationsform wie „Odhoq“: Der Imam (as) meint in diesem Zusammenhang, das Glück und diesseitige Nutzen. Also die Gottesehrfürchtigen haben wenig Nutzen vom Diesseits. Da die Gottesehrfürchtigen nur das Nötige des Diesseits als ausreichend erachten, ist das Glück und der Nutzen vom diesseitigen Können gering.
  2. „Akl“ ist in der Deklinationsform wie „Chardsch“: Die Worte des Imams (as) sind in diesem Zusammenhang mit dem Essen gemeint. In dem Sinn, dass die Gottesehrfürchtigen wenig essen.

Der Befehlshaber der Gläubigen erwähnt während er von den Merkmalen der Gottesehrfürchtigen spricht, dass sein Essen wenig ist. Der Erhabene Herr spricht im edlen Quran: „…eßt und trinkt, aber seid nicht maßlos! – Er (Allah) liebt nicht die Maßlosen.“ (Sure Al-A’raf: 31). Gottesehrfürchtige sind nicht maßlos und ihre Zurückhaltung vom Maßlosen reicht über alle diesseitigen Gaben und Gnaden Gottes. Maßlosigkeit bedeutet der übermäßige und mehr als Nötige Verbrauch, welche auf alle Angelegenheiten angewendet werden kann.

Das 26. Merkmal der Gottesehrfürchtigen:

„Du siehst an ihm, dass… der Umgang mit ihm leicht ist“

Die Angelegenheiten der Gottesehrfürchtigen sind einfach und leicht. In dem Sinn, dass sie niemanden in Beschwernis bringen, damit ihr Wunsch bezüglich einer Angelegenheit ausgeführt werden soll. Zusätzlich, weil sie nicht abgehoben und gemütlich sind, bringen sie andere nicht in Erschwernis. Angelegenheiten des täglichen Lebens, wie z. B. Essen, Kleidung, Reisen, Besuch empfangen, zu Besuch gehen, Geschenke geben, Ehe usw. wahren sie das Nötigste und übertreten diese Grenze nicht. Aus diesem Aspekt leben sie leichter und entspannter als andere.

Der Befehlshaber der Gläubigen (as) sprach: „Der schlechteste unter den Brüdern ist der, dem gegenüber Förmlichkeit gewahrt werden muss.“ (Nahjul Balagha, 479. Weisheit). In Wirklichkeit ist jemand der auf Grund von Abgehobenheit und durch das Erzielen seiner Wünsche und Träume, andere in Erschwernis und Bedrängnis wirft, einer der schlimmsten Menschen.

Die Ahlul Bayt (as) haben uns angeordnet, dass wir im Umgang mit anderen nicht schwer umgehen sollen, sondern verzeihend und einfach ihnen gegenübertreten sollen. Wir sollen ihnen leicht verzeihen, wenn mit unserem Recht schlecht umgegangen wird und wenn wir Zeichen von Reue oder Scham in ihren Gesichtern sehen, sollen wir Gründe finden, damit wir ihnen die Schwere zum Entschuldigen leicht machen. Zusätzlich sollen wir sie nicht in Bedrängnis bringen, wenn sie sich von uns etwas geliehen haben.

Imam Sadiq (as) sprach zu einem seiner Gefährten: „Warum beschwert sich jene Person über dich?“ Er antwortete: „Seine Beschwerde ist, dass ich mein Recht von ihm letztendlich genommen habe.“ Als der Imam (as) diese Worte hört, saß er sich in einem wütenden Zustand hin und verwies zum edlen Vers aus dem Quran: „und die verbinden, was Allah befohlen hat zu verbinden, ihren Herrn fürchten und Angst vor einer bösen Abrechnung haben“ (Sure Al-Ra’d: 21). Er (as) sprach:

„Als würdest du denken, dass wenn du dein Recht bis zum letzten Schritt bekommst, nichts Falsches getan zu haben. Dem ist nicht so, hast du denn nicht Gottes Wort gelesen, als er sprach:und Angst vor einer bösen Abrechnung haben“ Denkst du, sie fürchten sich davor, dass Gott sie unterdrückt? Nein, ich schwöre bei Gott, sie fürchten sich eher davor, dass Gott ihre Abrechnung genau und bis zum letzten Schritt vornimmt. Gott hat dies als „Böse Abrechnung“ erwähnt und wer demnach sehr aufmerksam und schwer abrechnet hat eine „böse Abrechnung“ gemacht.  (Tuhaf Al-Uqul, S. 372)

Wenn der Mensch im Diesseits nicht schwer mit anderen umgeht, wird der Erhabene Gott mit diesem Menschen am Tag der Auferstehung leicht umgehen und er wird zu den Leuten gehören, die im Quran folgendermaßen erwähnt werden: „Was nun jemanden angeht, dem dann sein Buch in seine Rechte gegeben wird. der wird einer leichten Abrechnung unterzogen, und er wird erfreut zu seinen Angehörigen zurückkehren.“ (Sure Al-Inshiqaq: 7-9)

Die Gottesehrfürchtigen haben auf Grund von Enthaltsamkeit und Bescheidenheit, ihre Lebensunterhaltungskosten geringgehalten. Dies führt dann zu einem einfachen Leben und sie werden von den Angelegenheiten des Lebens nicht unachtsam. Sie sind weder für Andere eine Last, noch bitten sie Andere um Hilfe im schweren Alltag oder in Krisensituationen.

Das 27. Merkmal der Gottesehrfürchtigen:

„Du siehst an ihm, dass…seine Religion geschützt ist“

Die Religion der Gottesehrfürchtigen ist geschützt und die Ursache für diesen Schutz ist die Stufe der Gewissheit, die sie innehaben, welche bereits in einer anderen Ansprache erwähnt wurde (sein Glaube ist mit Gewissheit). Die Stufe der Gewissheit der Gottesehrfürchtigen schützt und bewahrt sie von jeglichen fragwürdigen Sachen, die sie schwächen könnte.

Bezüglich der Rechtsurteile muss der Mensch, wenn er kein Experte oder Mujtahid ist, sich einem Experten bzw. einem Vorbild der Nachahmung (Marje Taqlid) zuwenden und nach seinen Rechtsurteilen handeln. Dazu sagt man „Taqlid“ (Nachahmung). Bezüglich der Glaubensprinzipien gibt es jedoch kein Taqlid und es wäre bedeutungslos, da man die Glaubensprinzipien durch Beweise und Evidenzen annehmen muss. Die Gegner einer Rechtschule oder Religion versuchen mit fragwürdigen Fragestellungen die Anhänger eines Glaubens zu zerstören und sie damit von dem Glauben zu trennen. Wenn diese Glaubensprinzipien nachgeahmt und nicht mit Gewissheit erkannt wären, kann durch solche Fragestellungen diese Glaubensprinzipien erschüttert werden und zum Schluss verschwinden. Wenn der Mensch aber bezüglich seiner Glaubensprinzipien zur Gewissheit kommt, werden diese nicht durch teuflische Fragestellungen berührt oder erschüttert. Deshalb sind die Gottesehrfürchtigen durch diese Stufe der Gewissheit im Glauben in einem besonderen Schutz, welcher bewahrt ist.

Weil die Gewissheit solch eine wichtige Angelegenheit ist, hat die Ahlul Bayt (as) uns beigebracht, von Gott die Gewissheit zu erfragen und zu bekommen. Imam Sadiq (as) hat empfohlen, nach dem Morgen- und dem Maghrebgebet (Abendgebet) dieses Bittgebet zu rezitieren:

اللَّهُمَّ إِنِّي أَسْأَلُكَ بِحَقِّ مُحَمَّدٍ وَ آلِ مُحَمَّدٍ عَلَيْكَ،‏ صَلِّ عَلَى مُحَمَّدٍ وَ آلِ مُحَمَّدٍ، وَ اجْعَلِ النُّورَ فِي بَصَرِي، وَ الْبَصِيرَةَ فِي دِينِي، وَ الْيَقِينَ‏ فِي‏ قَلْبِي‏، وَ الْإِخْلَاصَ فِي عَمَلِي، وَ السَّلَامَةَ فِي نَفْسِي، وَ السَّعَةَ فِي رِزْقِي، وَ الشُّكْرَ لَكَ أَبَداً مَا أَبْقَيْتَنِي

„Oh Allah, wahrlich ich frage dich bei dem Recht von Mohammad und der Nachkommenschaft Muhammads welches sie bei Dir haben, sende deinen Segen auf Mohammad und der Nachkommenschaft Mohammads, erleuchte meine Sehkraft, gebe mir Weitsicht in meiner Religion, Gewissheit in mein Herz, Aufrichtigkeit in meinen Taten, Gesundheit in meiner Seele, erweitere meine Versorgung, und Dankbarkeit Dir gegenüber solange du mich am Leben lässt.“ (Al-Kafi, B. 2, S. 550)

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