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Bericht zum Ramadan-Bankett 2018

Das islamische Zentrum Hamburg hat auch diesem Jahr zum Anlass des Fastenmonats Ramadan, Bürgerinnen und Bürger verschiedener Religionen und Herkünfte eingeladen und zu Tisch gebeten. Wie auch in den vorherigen Jahren, ist das Ziel dieser Veranstaltung die Menschen, egal woher sie stammen und mit welcher Religion sie aufgewachsen sind, miteinander zu verbinden. Dies betonte der Moderator Herr Dr. Djavad Mohagheghi in seinen einleitenden Worten sehr deutlich.

Zum Auftakt dieses segensreichen Treffens rezitierte Herr Ali Ramazani einige Zeilen aus dem Heiligen Quran und füllte mit seiner schönen Stimme, den Saal mit spirituellen Gefühlen.

Als erster Redner sprach Herr Pastor Dr. Klaus Schäfer, Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene (Nordkirche weltweit), das Grußwort an die rund 150 Gäste und bedankte sich für die Einladung. Zunächst ging er insbesondere auf den Monat Ramadan ein und sieht diesen besonderen Monat als Gelegenheit zur geistlichen Einkehrzeit. Er erinnerte sich an seine einstige Arbeit in Indien, wo er schon interreligiöse Erfahrungen sammelte und natürlich auch von Muslimen zum Fastenbrechen eingeladen wurde. Herr Schäfer machte aber auch Erfahrungen mit der Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke und gründete damals gemeinsam mit Muslimen und Hindus eine Initiative für den Frieden. Er erinnerte sich aber auch an seinen Erfahrungen mit Nachkommen von Holocaustopfern. Er betonte darum seine besondere Verantwortung als Deutscher und Christ, sich für Dialog einzusetzen. Weiter hob er die Wichtigkeit von Dialogarbeit im Zuge des wachsenden Populismus in Deutschland hervor. Der interreligiöse Dialog und der Einsatz für Gerechtigkeit, scheinen damit heutzutage eine besondere Herausforderung zu sein. Abschließend plädierte Herr Schäfer dafür, dass wir aus den Quellen unseres Glaubens heraus für das Wohl aller Menschen in unserer Gesellschaft und in der Welt eintreten sollten.

Zwischen den Rednern begleitete im diesen Jahr ein Künstler die Veranstaltung mit der traditionellen Nej-Flöte und begeisterte die Gäste mit ihrem besonderen Klang.

Anschließend sprach Herr Bekir Altas, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş. Er bedankte sich für die Einladung und lobte die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Schiiten und Sunniten in Deutschland. Herr Altas sieht eine Notwendigkeit, dass Sunniten und Schiiten in vielen Bereichen näher zusammenrücken und weitere Errungenschaften wie den aktuellen Staatsvertrag weiter ausbauen sollten. Aber auch Bereiche wie Theologie, Wohlfahrtspflege und Gefängnisseelsorge zählen zu den Zukunftsplänen. Des Weiteren kritisierte Herr Altas die Entwicklungen der heutigen Flüchtlingspolitik und verurteilte insbesondere die zunehmende Abschottung Europas. Des Weiteren erinnerte er noch an die zahlreichen Menschen, die auf dem Weg nach Europa ihr Leben verloren haben. Abschließend ging er noch auf die Rolle der Muslime in Deutschland ein. Etwa 6 Millionen Muslime leben in Deutschland und darum sollte man sich umso mehr bemühen mit einer Stimme zu sprechen, um ein Akteur in der Gesellschaft zu werden. Bisher wird meist nur über Muslime geredet und nicht mit ihnen. Dies sollte sich dringend ändern, auch wenn es nicht leicht werden wird.

Ein besonderer und beeindruckender Programmpunkt war der anschließende islamische Chor-Gesang von einer Gruppe aus Hamburg.

Zuletzt richtete Herr Ayatullah Dr. Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg, sein Grußwort an die anwesenden Damen und Herren und bedankte sich, dass sie der Einladung des Zentrums gefolgt sind. Er bedankte sich insbesondere auch an die zahlreichenden Vertreter aus Religion, Politik oder Medien. Zunächst ging Herr Ayatullah Ramezani auf die besonderen Geheimnisse des Fastens ein, die wie das Gebet oder die Pilgerfahrt besondere Auswirkungen haben auf den Menschen, seien es individuelle, gesellschaftliche, mystische oder religiöse Auswirkungen. Zwei davon sind erstens das Mitgefühl gegenüber anderen und zweitens das anschließende Handeln, um gemeinschaftlich Leid zu reduzieren. Ein Beispiel eines solchen Zusammenwirkens sieht man insbesondere von Sunniten und Schiiten hier in Hamburg, die genau jene Verantwortung übernehmen. Der Leiter des Zentrums wies darauf hin, dass wir uns nicht mehr im Monat Ramadan befinden und dieses gemeinsame Essen nicht dieselbe spirituelle Qualität hat, jedoch dennoch einen großen Segen bringt. Eine frühere Einladung zu einem größeren Fastenbrechen innerhalb des Monats Ramadan war leider nicht möglich, da teilweise spät abends gegen 23 Uhr erst das Fastenbrechen stattfand. Daher findet diese Veranstaltung stets außerhalb des Monats Ramadan statt, damit man mit den Gästen zusammen zu einer früheren Uhrzeit, ohne weitere Erschwernisse, gemeinsam essen kann.

Herr Ayatullah Ramezani betonte, dass der heilige Monat Ramadan die Gelegenheit bietet, die Sicht auf das Wesentliche zu richten. Dass der Mensch sich nicht nur auf sich konzentriert, sondern auch auf die gesamte Gesellschaft. Er verwies auf eine Aussage von Ali ibn Abu Taleb, der sowohl von Sunniten als auch von Schiiten als große Persönlichkeit angesehen wird, die da lautet: „Die Menschen sind zweierlei. Entweder sind sie Menschen, die deine Geschwister im Glauben sind oder sie sind dir als Geschwister ebenbürtig in der Schöpfung.“ Auf Basis dieser Aussage und unseres Glaubens können wir unsere christlichen Geschwister, jüdischen Geschwister und natürlich unsere muslimischen Geschwister als Geschwister bezeichnen, so Herr Ayatullah Ramezani. Das nachfolgende Zitat stammt von Hans Küng: „Das, was man für einen selber will, sollte man auch für andere wollen.“ Mit einer solchen Sichtweise, könnte unsere Welt deutlich schöner sein, so der Leiter des IZH. 

Anschließend betonte Herr Ayatullah Ramezani das gewaltige Leid auf der Welt und verurteilte die Untätigkeit gegenüber diesem Leid. Allein im 20. Jahrhundert sind 100 Millionen Menschen getötet worden. Das Leid ist aber auch heute präsent, wie beispielsweise im Hunger, Krieg oder aktuell an der Grenze zwischen USA von Mexiko, wo rund zweitausend Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Und es reicht nicht, wenn es um das Leid geht, allein zu beten oder besorgt zu sein. Man muss aktiv werden und handeln. Herr Ayatullah Ramezani ging ebenfalls wie Herr Dr. Schäfer auf das Leid in der Vergangenheit ein, die bestimmten Gruppen, Religionsangehörigen oder Völkern zugefügt wurde. Diese gewaltvollen Verbrechen gilt es zu verurteilen und man muss sich gemeinsam positionieren. Der heilige Monat Ramadan lehrt uns allerdings auch, dass man allen Menschen helfen muss und nicht eine bestimmte Gruppe bevorzugen. Herr Ayatullah Ramezani betonte: „Man muss allen Menschen helfen, ob Muslime oder Nicht-Muslime, ob Christen, Juden oder Anhänger anderer Religionen. Egal wo Ungerechtigkeit geschieht, müssen wir religiösen Menschen Vorreiter darin sein, die eigenen Stimmen dagegen zu erheben. Und nicht nur verurteilen. Man muss auch aktive Schritte dagegen unternehmen. Das Ziel sollte sein, der Menschheit den Geschmack von Frieden und Gerechtigkeit kosten zu lassen. Das alles sind unsere absoluten Überzeugungen auf Basis unserer Religion.“

Zum krönenden Abschluss wurde das Buffet eröffnet und die Gäste konnten gemeinsam zahlreiche persische Spezialitäten kosten und viele Gespräche führen. Insgesamt war es ein sehr angenehmer Abend und das Islamische Zentrum Hamburg wird – mit Gottes Hilfe – weiter an dieser dialogreichen Veranstaltung festhalten. 

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