Nachrichten

Zunächst
einmal begrüßte der Oberbürgermeister Erfurts, Andreas Bausewein, die geladenen
Gäste im Rathaus und äußerte seine Freude über nähere Zusammenarbeit zwischen
Iran und Deutschland mithilfe einer Partnerschaft zwischen den Städten Erfurt
und Hamadan. Anschließend bemerkte der Kulturrat Dr. Imanipour, dass
Kulturwochen, welche als Folge einer Städtepartnerschaft entstehen, zur Erkenntnis
über die andere Kultur beitragen. Beide Städte besitzen viele Gemeinsamkeiten,
da sie beispielsweise beide Heimatstädte berühmter deutscher und iranischer
Persönlichkeiten wie Goethe und Avicenna darstellen. Der Kulturrat eröffnete
seine Hoffnung über eine Zusammenarbeit im Bereich der Archäologie,
Wissenschaft und Kultur und traf damit auf Bestätigung seitens der Vertreter
Erfurts.

Der
Bischof hielt auf dem Domberg in Erfurt in der Anwesenheit von Herrn Ayatollah
Dr. Ramezani, Oberbürgermeister Pakfetrat aus Shiraz, Vertretern aus Hamadan,
Herrn Kulturrat Dr. Imanipour, Mitarbeitern der Botschaft der Islamischen
Republik Iran, Herrn Bausewein, Oberbürgermeister der Stadt Erfurt und
Vertretern des Stadtrates und der Verwaltung und vielen weiteren verehrten
Gästen folgende Rede:

“Nach
der bestehenden Städtefreundschaft zwischen Shiraz und Weimar denkt man nun an
eine mögliche Städtefreundschaft zwischen Erfurt und Hamadan. Hierbei bestehen
aber nicht nur sprachliche Hürden, sondern auch unterschiedliche soziale und
ökonomische Standards oder politische Strukturen und auch Unterschiede in der
Kultur und Religion. Um mit diesen Unterschieden umgehen zu können, bedarf es
daran, Gemeinsamkeiten zu finden und Respekt und Toleranz zu besitzen und
Kompromisse im Rahmen des geltenden Rechtssystems zu schließen. Die
Konzilerklärung zur Religionsfreiheit besagt nämlich: “Es geschieht also
ein Unrecht […] wenn jemandem die freie Verwirklichung der Religion in der
Gesellschaft verweigert wird.” Katholiken sind auch zur Hochachtung
gegenüber den Muslimen, “die den alleinigen Gott anbeten”,
verpflichtet. Daher wenden wir uns gegen die antijüdischen und antiislamischen
Tendenzen der vergangenen Wochen. Es ist entsetzlich, wie die Religion bei
solchen terroristischen Gewaltexzessen missbraucht wird und wie wenig die
Gläubigen verschiedener Religionen zu einer Befriedung beitragen können.
Theologen und alle Gläubige müssen die Inhalte und Aussagen ihrer heiligen
Schriften, mit denen sich Gewalt begründen ließe, ehrlich und theologisch
aufarbeiten. Die Verantwortlichen in den Religionen müssen vor Gott
Rechenschaft ablegen, ob sie die Religion so vermittelt haben, dass die Liebe,
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes zu allen Menschen verstanden wird.

Wir
– alle Gläubigen unterschiedlicher Religionen – leben als Minderheiten in einer
areligiösen Gesellschaft. Daher müssen wir uns um einen Austausch über
theologische Fragen und Traditionen und den Respekt und das Verhältnis der
Religion zu Gewalt bemühen. Hierbei denke ich an das Verhältnis der
abrahamitischen Religionen, der Leute der Schrift. Was bedeuten spirituelle und
theologische Bezüge im Koran, wie die Sure Maryam oder Yusuf, zum gemeinsamen
Gestalten des Glaubens? Manche Stellen machen uns Sorgen, wie z.B. Sure 9: 29;
über andere Stellen freuen wir uns aber, beispielsweise Sure 5: 48. Ich würde
mich freuen, wenn wir uns austauschen können und ins Gespräch kommen. Es wird
sicherlich nicht leicht. Die Religion trifft den Menschen nämlich im Kern
seiner Existenz. Darüber zu reden oder zu diskutieren ist schwer und kann nicht
ohne Respekt und Toleranz erfolgen. Es ist aber gleichzeitig unverzichtbar. Die
Menschen erwarten von den Gläubigen aller Religionen, dass sie Formen des
Gespräches und Austausches entwickeln, die positive Impulse für die
Gesellschaft vermitteln. Das können wir, auch in Thüringen, mit Gottes Hilfe
nur gemeinsam versuchen.”

Im
Anschluss kam Prof. Dr. Baumgart von der Katholisch-Theologischen Fakultät der
Universität Erfurt zu Wort und begrüßte zunächst alle Gäste. Daraufhin erläuterte
den Aufbau der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität, den Werdegang
seiner Studenten und deren Karrieremöglichkeiten.

Als
Nächstes hielt Dr. Ayatollah Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg,
seine Rede und erwähnte nach der Begrüßung aller Anwesenden und seiner Freude
über die Einladung die besprochenen Themen und Aspekte und wies darauf hin,
dass all die Thematiken für weitere Gespräche und Entwicklungen grundlegend
sind. In diesem Rahmen äußerte er über die Partnerschaft zwischen Erfurt und
Hamadan folgerndes: Neben ihrer schönen Natur hat die Stadt Erfurt zwei weitere
bedeutende Aspekte zu bieten: Erstens der heilige Dom mit einer 1200 Jahre
alten Geschichte und zweitens die Existenz des Bistums, was für mich als
Theologe und Wissenschaftler eine hohe Bedeutung besitzt. Über Hamadan sollte
man auch folgendes wissen: Die Geburt dieser Stadt reicht weiter als 2000 Jahre
vor Christus und sie bildet die Heimatsstätte drei bedeutender iranischer
Persönlichkeiten. Im Laufe der Geschichte gab es drei Angriffe auf Hamadan
seitens der Gegner der Wissenschaft und Rationalität. Die Wissenschaft ist in
Hamadan aber von großer Bedeutung. Diese Thematik wird durch die Existenz von
den zwei Persönlichkeiten deutlich, welche in ihrer Heimatstadt ruhen –
Avicenna und Baba Taher. Baba Taher war ein berühmter Dichter und auch
Wissenschaftler. Avicenna ist weltweit als Arzt berühmt. Seine Person
definierte sich jedoch nicht nur als Arzt, sondern auch als großer Philosoph,
Mathematiker, Physiker, usw. …, der viele bedeutende Werke schrieb, wie
beispielsweise ” اﻟﻌﺸﻖ ﻓﯽ اﻟﻮﺟﻮد” Liebe in der Existenz .

Im
Anschluss zur Vorstellung Hamadans definierte Dr. Ayatollah Ramezani die
Bedeutung des Dialogs zwischen den Weltreligionen und äußerte, dass auch der
Prophet des Islam, seine Exzellenz Mohammad S.A.S. , auf den Dialog zwischen
Religionen hinwies und diese Thematik hervorhob. Das Islamische Zentrum in
Hamburg, das über 50 Jahre alt ist, hat einen bedeutenden Schritt in Richtung “Dialog
zwischen Religionen” gewagt. Alle Religionen deuten darauf hin, dass die
Menschheit eine gemeinsame Quelle und auch ein gemeinsames Ziel besitzt:
Menschenwürde, Gerechtigkeit und Vernunft. Ebenfalls beharren alle Propheten
auf vier Beziehungen hin: 1. Die Beziehung des Menschen zur Natur, 2. Die
Beziehung des Menschen zu sich selbst, 3. Die Beziehung des Menschen zu anderen
Menschen und 4. Die Beziehung des Menschen zu Gott. Das Ziel der Religion liegt
in der Erkenntnis über diese vier Beziehungen mit deren Erlangung der Mensch
die Glückseligkeit im Diesseits und Jenseits erreicht. Es mag zwar sein, dass
die Religionen von außen hin unterschiedlich erscheinen, im Inneren sind sie
jedoch gleich und besitzen keinerlei Unterschiede. In diesem Zusammenhang
äußert der Koran folgendes: “[…] alle glauben an Allah, Seine Engel, Seine
Bücher und Seine Gesandten – Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von
Seinen Gesandten.” Al-Baqara | 2: 285 . Der Koran lädt die Menschen dazu
ein, an alle Propheten Gottes zu glauben und nicht einen davon zu leugnen. Daraufhin
erläuterte Dr. Ayatollah Ramezani die Absichten der Religionen und wies darauf
hin, dass Gott seinen edelmütigen Propheten Mohammad S.A.S. dazu beauftragt
hatte, den Menschen die Moral und Liebe näher zu bringen. Die Nachricht aller
abrahamischen Religionen umfasst die Vernunft, die Sicherheit, die Liebe, die
Gerechtigkeit, die Moral und die Spiritualität.

Zum
Schluss seiner Rede wies Dr. Ayatollah Ramezani darauf hin, dass Theologen eine
gewisse Verantwortung tragen. In den vergangenen Jahren haben sich drei Arten
des Islam entwickelt: 1. Der Islam der Fundamentalisten, 2. der Islam der
Liberalen und 3. der Islam der Moderaten und Vernünftigen, welche den wahren
Islam verkörpert, der gegen jegliche Art von Gewalt und Unterdrückung ist, wie
auch alle anderen Religionen. Theologen müssen jegliche Beleidigungen gegen die
Religion missbilligen und in Bezug auf die aktuellen Geschehnisse in Afrika, im
Irak und in Syrien nicht schweigen, da diese Verbreitung der Gewalt und
Tötungen zu einem neuen Weltkrieg führen können. Die Glückseligkeit der
Menschheit liegt in der Religion. Dr. Ayatollah Ramezani schloss seine Rede
damit, auf die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen hinzuarbeiten und diese
in Sitzungen des Dialogs aufzuarbeiten, damit alle Völker durch Vernunft und
Gerechtigkeit den Himmel auf Erden erlangen. Alle Menschen sollten ihre
Bereitschaft zum Dialog in allen Bereichen zeigen.

Bericht der katholischen Wochenzeitung “Tag des Herren” über den Besuch des Doms und der Katholisch-Theologischen Fakultät in Erfurt durch die Vertreter der iranischen Städte Shiraz und Hamadan sowie dem Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg, Ayatollah Reza Ramezani

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beitragskommentare