Freitagsgebet

Das 18. Merkmal eines Gottesehrfürchtigen:

Wenn seinem Ego etwas schwerfällt, was er nicht mag, dann gibt er seiner Forderung nach dem, was er liebt, nicht statt.

In den Etappen des Ausharren (Murabata) haben wir darüber gesprochen, dass der Mensch dem quranischen Gebot folge leistet und zu Beginn jeden Tag sich Bedingungen setzt und für sich ein Programm hat, welches Musharatah (Vorsatzansetzung) genannt wird. Im Laufe des Tages hält man sich an dieses Programm, in dem man sich kontrolliert, welches dann Muraqaba (Selbstbeobachtung) genannt wird. Zum Ende des Tages, lässt man seinen Tag Revue passieren und denkt über seine einzelnen Taten nach, um mit sich selbst abzurechnen. Dies wird Muhasaba (Selbstabrechnung) genannt. Der vierte Schritt des quranischen Gebots der „Murabata“ ist praktisch und wird „Mu’atabah“ (Vorwurf) genannt.

Mu’atabah (Vorwurf) und Mu’aqabah (Bestrafung)

Wortwörtlich bedeutet „Mu’atabah“ jemanden etwas vorwerfen. Mu’aqabah bedeutet, jemanden zu bestrafen. Nach dem Schritt der Muhasaba wurde das eigene Ego beobachtet und festgestellt, dass es sich nicht an die Vereinbarung, welche man zu Beginn des Tages getroffen hat, gehalten hat. Aus diesem Grund darf man nicht mit seinem Ego leicht umgehen und diese Fehler unbemerkt lassen, sondern man hat es (dem Ego) seine Fehler vorzuwerfen und zu bestrafen. Denn wenn der Mensch gegenüber schlechten Taten, keine Reaktion zeigt, dann ist das Ergebnis das Gegenteil von dem, welches man erreichen wollte und somit wird das Ego dementsprechend mutiger und traut sich mehr.

Die Gelehrten der Ethik haben für den Schritt nach der Selbstabrechnung (Muhasabah) und nach dem der Trotz des Egos beobachtet wurde, zwei Stufen genannt:

  1. Vorwürfe dem eigenen Ego zu machen (Mu’atabah) und
  2. Die Bestrafung des eigenen Egos (Mu’aqabah).

Der Befehlshaber der Gläubigen (as) hat diesbezüglich in der Predigt „Hammam“ auf diese Stufen hingedeutet und bezüglich eines Gottesehrfürchtigen Menschen gesagt: „Jedes Mal wenn das Ego im Ausführen der Aufgaben die es nicht leiden kann trotzt, dann muss man es ihm die Dinge verbieten, die es gern hat.“

Diejenigen die auf dem Weg zur Gottesnähe sind und auf die spirituelle Reise vertieft sind, müssen genau dies mit ihrem ungehorsamen Ego tun.

Der edle Quran hat diese Angelegenheit so wertgeschätzt, dass es auf das selbsttadelnde (Lawwamah) Ego geschworen hat und sagt: „Nein! Ich schwöre bei der Seele, die sich selbst tadelt.“ (Sure Qiamah: 2)

Das selbsttadelnde Ego ist genau das aufgeweckte Gewissen, welches seinem Besitzer, während einer falschen Tat, Vorwürfe macht. Dies ist auch eine Art der „Mu’aqabah“ und der eigenen Bestrafung.

Es ist klar, dass die „Mu’aqabah“ und die eigene Bestrafung nur bei verbotenen Taten ausgeführt wird, welches jedoch auch einen Prozess durchlaufen muss. Man beginnt erst mit dem tadeln, dann kommt eine höhere Etappe wie zum Beispiel sich selbst Dinge verbieten von einigen schönen Dingen im Leben bis zu einer bestimmten Zeit.

Drei Personen von den Gefährten des Propheten (sas) haben sich in der Schlacht von Tabuk nicht an den Befehl des Propheten (sas) gehalten. Als der Prophet (sas) von der Schlacht zurückgekehrt ist, hat er (sas) den Muslimen befohlen, die drei Gefährten zu Boykottieren. Dies ging so weit, dass die Erde in ihrer weite für sie zu eng wurde. Sie haben dann Reue gezeigt und waren damit beschäftigt, sich selbst zu bestrafen. Sie haben sich gegenseitig gemieden und waren vollkommen mit Gottesdienst und Reue beschäftigt. Nach einiger Zeit hat Gott ihre Reue angenommen und folgender Vers wurde herabgesandt: und (die Reue) der Dreien, die zurückgelassen wurden, bis die Erde ihnen eng wurde bei all ihrer Weite und ihre Seelen ihnen eng wurden und sie wußten, daß es vor Allah keine (andere) Zuflucht gibt als zu Ihm. Hierauf wandte Er Sich ihnen verzeihend zu, damit sie bereuen. Gewiß, Allah ist der Reue-Annehmende und Barmherzige. (Sure Tauba:118)

Ein treuer Gefährte des Propheten (sas) mit dem Namen „Abu Lubabah Al-Ansari“ hat einen großen Fehler begangen. Er veröffentliche dem Feind Geheimnisse aus der Armee des Propheten (sas). Dann wurde er sehr reuevoll und traurig. Er ging zu der Moschee des Propheten (sas) (Masjid An-Nabyy) und hat sich an eine der Säulen dort gebunden. Diese Säule ist heute unter der Säule von „Abu Lubabah“ oder „Säule der Tauba (Reue)“ bekannt. Er hat geschworen, dass er sich von der Säule nicht losmacht, bis Gott seine Reue annimmt. Er blieb eine Weile an dieser Säule und hat sein Ego bestraft, bis der 102. Vers der Sure Tauba herabgesandt wurde und seine Reue damit verkündet wurde:

Und (es gibt) andere, die ihre Sünden bekennen. Sie haben eine rechtschaffene Tat mit einer anderen bösen vermischt. Vielleicht wird Allah ihre Reue annehmen. Gewiß, Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (Sure Tauba:102)

Der Befehlshaber der Gläubigen (as) sprach: „Wenn dein Ego es dir schwer macht (und es sich nicht leicht dem gehorchen der wahren Befehle ergibt), dann mach es ihm auch schwer (und lass es ihm seinen Wünschen hinterher trauern), bis es sich dir ergibt!“ Er sprach auch: „Wer seinem Ego Vorwürfe macht (und es tadelt), verbessert es und wer seinem Ego Komplimente macht, schlachtet sein Ego.“ (Ghurar wa Durar, B. 1, S.661)

In der Biographie des großen schiitischen Gelehrten Ayatullah Burujerdi wird gesagt, dass jedes Mal, wenn er wütend wurde und manchmal einigen Theologie Studenten seinen Unterricht hadernd vermittelte, obwohl dieses hadern so ist als würde ein Vater mit seinen Kindern zanken, hat er sich sofort entschuldigt und er hat es zutiefst bereut. Stets hat er es versucht dies wieder gut zu machen und verbrachte den nächsten Tag fastend auf Grund eines Gelübdes, welches er mal gab. So hat er sich für diese kleine Tat selbst bestraft.

Mullah Ahmad Al-Naraqi sagt wie der Mensch sich gegenüber seinem Ego verhalten soll: „Wenn eine schlechte Tat von ihr ausgeübt wird, hat man sich selbst zu Strafen. Als Beispiel hat man aufwendige gottesdienstliche Rituale zu praktizieren, oder man hat etwas das man sehr gern hat zu verschenken. Wenn man etwas Verbotenes oder Fragwürdiges gegessen hat, dann soll man es eine Weile mit Hunger bestrafen. Wenn die Zunge über einen Muslim üble Nachrede begangen hat, soll man diese Person loben, mit schweigen sich selbst bestrafen, oder mit Gottesgedenken diese Tat wieder gut machen. Wenn eine bedürftige Person als klein angesehen wird und man ihr etwas Unterstellt hat, soll man ihr einen großen Betrag schenken. So und so ähnlich sieht es auch mit anderen Sünden und Fehlern beim Wiedergutmachen aus.“ (Mi‘raj Al-Sa’adat, S. 703

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