Freitagsgebet

Merkmale der Gottesfürchtigen (47)

von Hojjatulislam wal Muslimeen Dr. Mohammad Hadi Mofatteh Imam und Leiter des islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

 

اَلْحَمْدُ لِلّهِ بِجَمِیعِ مَحَامِدِه کُلِّهَا عَلَی جَمِیعِ نِعَمِهِ کُلِّهَا… اَلْحَمْدُ لِلّهِ مالِکِ الْمُلْکِ مُجْرِی الْفُلْکِ مُسَخِّرِ الرِّیاحِ فالِقِ الاْصْباحِ دَیّانِ الدّینِ رَبِّ الْعَالَمینَ اَلْحَمْدُ لِلّهِ عَلی حِلْمِهِ بَعْدَ عِلمِهِ وَالْحَمْدُ لِلّهِ عَلی عَفْوِهِ بَعْدَ قُدْرَتِهِ وَالْحَمْدُ لِلّهِ عَلی طُولِ اَناتِهِ فی غَضَبِهِ وَهُوَ قادِرٌ عَلی ما یُریدُ

 

Alles Lob gebührt Allah mit all seiner Wohlgefälligkeiten für alle seiner Gaben. Aller Lob gebührt Allah, dem Besitzer der Herrschaft, der die Schiffe vorantreibt, der die Winde leitet, der den Morgen anbrechen lässt, dem Herrscher am Tage der Auferstehung und dem Herrn der Welten.                                                             Alles Lob gebührt Allah wegen seiner Sanftmut trotz seines Wissens.                                 Und Alles Lob gebührt Allah wegen seiner Vergebung trotz seiner Macht.                                       Und Alles Lob gebührt Allah wegen seiner langen Bedachtsamkeit während seines Zorns, obwohl Er alles tun kann, was Er will.

ثم الصلاه و السلام علی محمد عبده و رسوله ارسله بالهدی و دین الحق لیظهره علی الدین کله و لو کره المشرکون

اوصیکم عبادالله و نفسی بتقوی الله و اتباع امره و نهیه، و اخوفکم من عقابه

 

So sei Frieden und Segen auf Muhammad, seinem Diener und Gesandten.

[und seinen reinen Nachkommen und seinen rechtschaffenen Gefährten.]

Er hat ihn mit der Rechtleitung und wahren Religion gesandt, um ihr die Oberhand über allen anderen Religionen zu geben, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist.

O Diener Allahs, ich rate mir selbst und euch allen zur Ehrfurcht vor Allah und zum Gehorsam gegenüber Seinen Ge- und Verboten und ich warne auch vor seiner Bestrafung!

Das 18. Merkmal der Gottesehrfürchtigen:

  • إِنِ اسْتَصْعَبَتْ عَلَيْهِ نَفْسُهُ فِيمَا تَكْرَهُ لَمْ يُعْطِهَا سُؤْلَهَا فِيمَا تُحِبّ،

Wenn seinem Ego etwas schwerfällt, was er nicht mag, dann gibt er seiner Forderung nach dem, was er liebt, nicht statt.

Wenn das Ego eines gottesehrfürchtigen Menschen ihm nicht bei der Ausübung von Gottesdiensten oder guten Taten gehorchen möchte und gleichzeitig lieber sündigen möchte, dann hat er nicht auf den Willen seines Egos zu hören und ihm nicht zu folgen. Er hat sein Ego eher dazu zu nötigen das Gegenteil seines Willens auszuführen, denn das Ziel ist, dass der Gottesehrfürchtige die Anstrengung mit dem eigenen Ego anstrebt, denn er weiß, dass sein Ego sein Feind ist.

Anstrengung mit dem eigenen Ego

Der edle Prophet (sas) hat eine Armee zum Jihad geschickt und als diese zurückkam, sprach der Prophet (sas) zu ihnen: „Gratuliert sei denjenigen, welche den kleineren Jihad beendet haben, nun fehlt nur noch der größere Jihad.“ Sie sagten: „Oh Gesandter Gottes! Was ist der größere Jihad?“ Der Prophet (sas) sprach: „Die Anstrengung mit dem eigenen Ego.“ (Al-Kafi, B. 5, S. 12)

Kompromissbereitschaft und Ergebenheit gegenüber dem verschwörten Feind, sind schwächen, die den Menschen in den Abgrund ziehen. Der einzige Weg sich vom Feind zu retten, ist widerstand zu leisten und ihn zu bekämpfen. Der edle Prophet (sas) sprach: „Dein feindlichster Feind ist dein Ego, welcher zwischen deinen beiden Körperhälften ist. (Majmu’a Warraam, B. 1, S. 59)

Das menschliche Ego ist wie ein ungehorsames Pferd. Wenn sein Herr es nicht im Zaum halten und es nicht zügeln kann, wird es ihn in eine tödliche Schlucht stürzen. Je mehr man mit dem Ego auskommt, desto mutiger wird es und es lässt von seiner Feindschaft nicht ab.

Amirul Mumineen Ali (as) sprach: „Lasst euer Ego nicht frei und herrenlos, denn das Freisein der Egos, zieht euch auf die Wege der Unterdrücker.“ (Nahjul Balagha, S. 117)

Gottesehrfürchtige Menschen sind stets im Kampf mit ihrem Ego. Jedes Mal, wenn sie merken, dass es Kontrolle übernehmen möchte, beginnen sie mit der Erziehung des Egos und verwehren ihm seinen Willen durchzusetzen. Dieses Erziehen des Egos ist in Wirklichkeit eines der Etappen des „Murabitah“ (Einsatzbereitschaft) was so viel bedeutet wie „auf der Hut sein“. Es ist die Wachsamkeit gegenüber den Angriffen des Satans und der Kontrollübernahme des Egos durch seine Gelüste.

Der Erhabene Gott befiehlt im edlen Quran die „Murabitah“:

يا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا اصْبِرُوا وَ صابِرُوا وَ رابِطُوا وَ اتَّقُوا اللَّهَ لَعَلَّكُمْ تُفْلِحُونَ

O die ihr glaubt, geduldet euch, haltet standhaft aus, seid kampfbereit und fürchtet Allah, auf daß es euch wohl ergehen möge! (Sure Aale Imran: 200)

Um die „Murabitah“ zu erreichen, muss der Mensch mit seinem eigenen Ego erst abrechnen (Muhasibah), bevor am Tag der Auferstehung die Beauftragten Gottes mit einem die Abrechnung vollziehen. Es ist so, da Imam Sadiq (as) sprach: „Rechnet mit euren eigenen Egos ab, bevor (im göttlichen Gericht) mit ihnen abgerechnet wird.“ (Man la Yahdharahu al-Faqih, B. 4, S. 410)

Die Abrechnung der eigenen Seele (Muhasibah) ist das Fundament für die „Murabitah“, jedoch benötigt diese zwei Einleitungen, damit die Abrechnung mit dem eigenen Ego nützlich ist und Früchte trägt:

  1. Vorsatzsetzung (Musharitah)

Die Vernunft (Aql) und das Ego (Nafs) des Menschen sind wie zwei Partner, die zusammen einen Vertrag schließen, wofür sie jedoch einige Bedingungen für diesen Vertrag aufstellen.

Das Ego ist für die Vernunft eine Art Partner oder Bediensteter, welcher für die Vernunft arbeitet. In Wirklichkeit ist die Vernunft eine Art Händler auf dem Weg zum Jenseits, wobei sein Gewinn auf diesem Weg, nur die Läuterung des eigenen Egos ist. Der Erhabene Gott spricht im heiligen Quran:

قَدْ أَفْلَحَ مَنْ زَكَّاها، وَ قَدْ خابَ مَنْ دَسَّاها

„Wohl ergehen wird es ja jemanden, der sie (die Seele / das Ego) läutert, und enttäuscht sein wird ja, wer sie verkümmern läßt.“ (Sure Al-Shams: 9-10)

Jeder Augenblick des menschlichen Lebens ist wie ein kostbares seltenes Juwel, welches unbezahlbar ist, womit man an einen unendlichen Schatz an Erkenntnis, Liebe und die Zufriedenheit des Herrn gelangt. Wenn sich also diese Möglichkeiten dem Ende nahen, ohne sie genutzt zu haben, oder sich auf dem Weg der Irreleitung und dem Untergang zu stellen, ist es wahrlich ein riesen Verlust, welcher nicht wieder gutzumachen wäre.

Somit wäre es doch für den Menschen angemessen, jeden Tag nach dem Morgengebet ca. eine Stunde für sich zu sein und seinem Ego Bedingungen (Musharitah) zu setzen. Man soll seinem Ego sagen: „Ich habe außer diesem kurzen Leben nichts an Reichtum und wenn dieser Reichtum mir verloren geht, habe ich all mein Kapital verloren. Dies ist ein neuer Tag, welcher mir vom Erhabenen Gott als neue Frist gegeben wurde und diese Gabe steht mir zu. Wäre ich gestorben, hätte ich mittellos darum gebeten mich sogar nur für einen Tag zurückzubringen, um rechtschaffene Werke zu vollbringen. Also, Oh mein Ego! Stell dir vor du bist von dieser Welt gegangen und Gott gab dir diese neue Frist und brachte dich zurück. Somit halte dich von Dingen fern, die diesen Tag kaputt machen und verderben lässt.“

  1. Selbstbeobachtung (Muraqibah)

Nach dem man sich Bedingungen (Musharitah) gesetzt hat, beginnt die Wachsamkeit gegenüber dem Ego. Das „befehlende Ego“ (Nafs Ammarah) befiehlt und ruft ständig dazu auf, Gott nicht zu gehorchen. Wenn der Mensch die Kontrolle über dieses Ego verliert, zieht es seinen Besitzer in den Untergang. Das befehlende Ego (Nafs Ammarah) hat im Allgemeinen drei Zustände:

  • Entweder ist es gehorsam und mit Gottesdienst beschäftigt. So muss man in diesem Zustand aufpassen, dass die Absicht nicht verschmutzt und nicht mehr für Gott ist, sodass die Taten (welche eigentlich für Gott waren) verschmutzt werden;
  • Oder es hat Neigungen zu Sünden und Gottes Befehl zu widersetzen. In diesem Zustand muss man dann schnell Gott gedenken und sich vor Augen halten, dass Gott Zeuge über all unsere Taten ist, damit man sich von der Sünde fernhält. Wenn man sich jedoch durch eine Sünde beschmutzt hat, muss man sich dazu bringen, sofort Reue zu machen und diesen Fehltritt wiedergutzumachen;
  • Oder es ist mit einer gleichgültigen Tat beschäftigt, wie zum Beispiel essen oder schlafen. In solchen Fällen muss man einige Verhaltensregeln umsetzen, wie zum Beispiel Dinge mit dem Namen Gottes zu beginnen usw. Man muss aufpassen, dass das Ausführen von gleichgültigen Taten nicht dazu führt, Gott zu vergessen und das Ego sich nicht somit dazu leiten lässt, Sünden begehen zu wollen.

Nach dem man Bedingungen (Musharitah) gesetzt hat und Wachsam (Muraqibah) war, kommt es zur Selbstabrechnung (Muhasibah). Man muss am Ende des Tages sich ca. eine Stunde Zeit dafür nehmen, mit seinem eigenen Ego abzurechnen. Gott der Erhabene spricht im Quran:

يا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا اتَّقُوا اللَّهَ وَ لْتَنْظُرْ نَفْسٌ ما قَدَّمَتْ لِغَدٍ وَ اتَّقُوا اللَّهَ إِنَّ اللَّهَ خَبِيرٌ بِما تَعْمَلُونَ

O die ihr glaubt, fürchtet Allah. Und eine jede Seele schaue, was sie für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah; gewiß, Allah ist kundig dessen, was ihr tut. (Al-Hashr: 18)

Imam Sadiq (as) sprach über die Wichtigkeit der Selbstabrechnung des eigenen Egos: „Von uns ist keiner, welcher nicht jeden Tag mit seinem eigenen Ego abrechnet. Wenn man eine gute Tat vollzogen hat, soll man Gott darum bitten, diese zu vermehren und dafür dankbar sein. Hat man jedoch eine schlechte Tat vollzogen, soll man Gott um Vergebung bitten und diese Tat bereuen.“ (Al-Zuhd, S. 76)

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