Freitagsgebet

Merkmale der Gottesfürchtigen (29)

18.10.2019

von Hojjatulislam Dr. Mohammad Hadi Mofatteh Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des AllerbarmersAller Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten

Das erste Merkmal der Gottesfürchtigen:

Einer der Merkmale der Gottesfürchtigen ist, dass sie in der Angelegenheit der Religion stark sind. Bis hierhin hat der Fürst der Gläubigen 25 Eigenschaften der Gottesfürchtigen beschrieben. Dies waren innerliche und spirituelle Eigenschaften, die nicht sichtbar sind. Nun beschreibt der Imam die äußerlichen Zeichen und Merkmale, die sichtbar sind. Die 25 Eigenschaften kann man nicht offensichtlich sehen. Die Nacht im Gedenken Gottes zu verbringen, wach zu bleiben, sich selbst anzuklagen und niemals überheblich und hochmütig zu sein und vieles mehr. All diese Merkmale sind für Außenstehende nicht sichtbar. Die Eigenschaften, die der Imam jetzt benennt, sind für die Außenstehenden und anderen Menschen sichtbar.

Das erste Merkmal, welches Imam Ali für die Gottesfürchtigen aufzählt ist die „Stärke in der Religion“. Dies beinhaltet nicht nur den Glauben und die Überzeugung, die sich im Kopf abspielt, sondern spiegelt sich auch in den Taten wider. Das Glaubensbekenntnis auszusprechen und zu bezeugen, dass man ein Moslem ist, bringt einen zwar in den Kreis des Islams und stellt einen unter den Schutz der islamischen Jurisprudenz, aber die wahre Stärke in der Religion ist weitaus mehr als ein Glaubensbekenntnis.

Die sichtbaren Merkmale der Stärke in der Religion

Wenn jemand bekundet, Moslem zu sein, aber nicht betet und nicht fastet oder die anderen Gebote der Religion nicht beachtet, ist er zwar immer noch ein Moslem, jedoch ist sicherlich die Stärke und das Ausleben seiner Religion lückenhaft. Denn sich an die Gebote Gottes zu halten, ist nicht nur die Frucht und das Ergebnis der Religion, sondern Teil der menschlichen Religion.

Imam Sadiq (as.) sagte: „Der Glaube kann ohne die Taten nicht wahrhaftig sein und kann auch nicht erreicht werden, die Taten sind ein Teil des Glaubens, und ohne die Taten kann der Glaube nicht bewiesen werden.“ [1]

Für die Stärke im Glauben sind die Taten notwendig. Die Bedeutung von Imam Alis (as.) Worten, dass er die Stärke im Glauben, als einer der Merkmale der Gottesfürchtigen sieht, ist so zu verstehen, dass gottesfürchtige Menschen in der Ausübung der religiösen Gebote stark und durchsetzungsfähig sind. Denn der Glaube hat verschiedene Rangstufen der Stärke und Schwäche, des Mangels und des Überflusses. Der Fürst der Gläubigen (as.) ruft die Menschen in der Gesellschaft dazu auf, ihren Glauben zu schützen und sieht die Religion und Glauben als Bruder des Menschen an. Der Schutz und der behutsame Umgang mit dem Bruder sind notwendig.

Imam Ali (as.) sagte: „Deine Religion ist dein Bruder“ [2], so behüte ihn so gut du kannst.

Natürlich gibt es Menschen, die von Kopf bis Fuß voll Glaubens sind und dessen Glaube durch nichts ins Wanken gebracht werden kann. Gemäß Imam Alis (as.) Worten ist genau dies, der Zustand der Gottesfürchtigen.  Sie sind Inhaber eines starken Glaubens und beweisen sich durch ihre Taten. Wir können also zusammenfassen, dass die Gottesfürchtigen in der Ausübung der göttlichen Gebote des Islams sehr stark und standhaft sind.

Der Maßstab des Korans für den Beweis der Stärke des Glaubens einer Person

Der Koran sieht ebenso das Zeichen der Stärke der Religion einer Person in seinen Taten. Es ist die Tat, die ein Beweis für die Überzeugung ist. Die Festigkeit des Glaubens ist durch die Überzeugungen und der Beweis des Glaubens ist durch das Befolgen der Gebote gegeben. Der wichtigste Maßstab, den der heilige Koran für den Beweis nennt, ist die Aufmerksamkeit einer Person gegenüber den Bedürftigen und Schwachen der Gesellschaft.

Der heilige Koran sagt:

„Siehst du (nicht) denjenigen, der den Tag des Gerichts für Lüge erklärt, das ist derjenige, der die Waise zurückstößt und nicht zur Speisung der Armen anhält.[3]

In der Logik des Korans ist derjenige, der sich keine Sorgen um die Bedürftigen und Unterdrückten der Gesellschaft macht, Inhaber eines verwirrten Glaubens. Es kann sein, dass jemand ein sehr anziehendes Erscheinungsbild hat und andere ihn als Person mit vollkommenem Glauben sehen. Wenn es aber darum geht, auf Gottesweg bedürftigen Menschen in der Gesellschaft, mit seinem Kapital zu unterstützen und zu helfen, er keinen Schritt setzen würde.

Der Verlust der Religion als Ergebnis der Tatenlosigkeit

Nicht nur, dass die Tat ein Teil des Glaubens und ein Merkmal der Stärke des Glaubens ist, es ist sogar vielmehr so, dass das nicht-Vorhandensein des Tatendrangs, den Verlust der Religion für den Menschen bedeutet. Der erhabene Gott sieht das Entfernen und Austreten aus dem Kreis der Religion und den Anfang von Unglauben im Übertreten der Verbote und im Sündigen. Jemand, der sich daran erfreut starke religiöse Überzeugungen zu haben und keinen Zweifel an Gott, den Propheten, den Imamen, dem Koran, dem Islam, dem Schiitentum usw. hat, aber aus Faulheit oder Schwäche die Gebote nicht praktiziert, wird letztendlich damit beginnen die verbotenen Grenzen zu überschreiten. Unbewusst wird er so seine starken Überzeugungen ins Wanken bringen, ins Zweifeln kommen und all seine Überzeugungen verleugnen. 

Der heilige Koran sagt:

„Hierauf war das Ende derjenigen, die Böses taten, das Schlechteste dafür, dass sie Allahs Zeichen für Lüge erklärt hatten und sich über sie lustig zu machen pflegten.[4]


[1] Kafi, Band 2, Seite 38, Hadith 3

[2] Amali Sheikh Tussi 110/168

[3] Sure 107 Vers 1-3

[4] Sure 30 Vers 10

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