Freitagsgebet

Freitagsansprache von 2018

von Hojjatulislam Dr. Mohammad Hadi Mofatteh Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers

Aller Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten

Inhalte des heiligen Qur’an

Der heilige Qur’an ist ein
Buch, welches den Menschen den Weg zur Erlangung der ewigen Glückseligkeit
vorstellt und sie entsprechend anleitet und führt. Er gibt Antworten auf die
drei grundlegenden Fragen des Menschen, mit denen sich seit Anbeginn der
Geschichte die Denker beschäftigen:

1.  
Was ist der Ursprung der
Schöpfung?

2.  
Wie lautet das Ende der
Schöpfung?

3.  
Was ist die Ursache der
Schöpfung?

Der heilige Qur’an beantwortet
diese drei Fragen. Hinsichtlich der ersten Frage behandelt er Thematiken rund
um die Existenz eines weisen Schöpfers, der im Besitz von Eigenschaft wie
Wissen oder Macht ist, sowie rund um die Schöpfung der Welt, der Planeten, der
Sterne, des Menschen etc.

1.  
Der Erweis der
Gottesexistenz

Um die Existenz Gottes zu beweisen,
wurden verschiedene Erweise erbracht, von denen einige leicht verständlich und
andere wiederum des Nachdenkens und Philosophierens bedürfen. Eines der leicht
verständlichen und zugleich starken und nicht von der Hand zu weisenden Beweise
für die Existenz Gottes ist der sog. Beweis der Ordnung. Dieser Beweis beruht
auf zwei Annahmen:

1.  
Überall im Universum sind
Anzeichen einer Ordnung, einer Berechnung, eines Systems und eines Zwecks zu
erkennen.

2.  
Eine jede Ordnung, die im
Besitz von derlei Eigenschaften ist, muss zwingend einen wissenden und
intellektuellen Erschaffer aufweisen.

Jeder Mensch kann mit nur etwas
Aufmerksamkeit auf seine Umgebung die umfassende Ordnung der Welt erkennen. Der
heilige Qur’an spricht dahingehend:

„Schauen sie denn nicht zu den
Kamelen, wie sie erschaffen wurden, und zum Himmel, wie er emporgehoben wurde, und
zu den Bergen, wie sie aufgerichtet wurden, und zu der Erde, wie sie eben wurde?“  [1]

„In der Erschaffung der Himmel
und der Erde und im Aufeinanderfolgen von Nacht und Tag sind offenkundige Zeichen
für die Besitzer von Intellekt.“ [2]

Forschungserkenntnisse, die auf
unterschiedlichen wissenschaftlichen Gebieten erfolgt sind, unterstützen diesen
Beweis. Diese prächtige Erde, auf der wir leben, ist im Vergleich zum Zentrum
unseres Sonnsystems derart winzig, dass knapp 1,3 Millionen Erdkugeln zusammen
so groß wie die Sonne wären. Unser Sonnensystem wiederrum ist nur ein kleiner
Teil unserer Galaxie, der sog. Milchstraße.  Die Milchstraße besteht nach
heutiger Einschätzung aus über 100 Milliarden Sternen, unter denen unsere Sonne
nur ein Stern von mittlerer Größe ist. Darüber hinaus gibt es im Universum
unzählige Galaxien, von denen wir mit fortschreitender Technologie immer
weitere entdecken. Auf der anderen Seite besteht selbst ein einzelnes Atom aus
verschiedenen wundersamen Bestandteilen.

2.  
Die Erschaffung des
Universums

Die Erschaffung des Menschen,
der Erde sowie sämtlicher Planeten und des Universums ist eine weitere
Thematik, die im heiligen Qur’an behandelt wird. Der heilige Qur‘an lässt diese
grundlegende Frage des nachdenkenden Menschen nicht unbeantwortet. So spricht
der gnädige Gott im heiligen Qur‘an über den Ursprung der Schöpfung:

„Und er ist es, der die Himmel
und die Erde in sechs Tagen erschaffen hat, während sein Thron auf dem Wasser
war, um euch zu prüfen, wer von euch am besten handelt. Und wenn du sagst: «Ihr
werdet nach dem Tod auferweckt werden», sagen diejenigen, die ungläubig sind,
bestimmt: «Das ist ja offenkundige Zauberei.» [3]

Allerdings hat dieser gesegnete
Vers alle drei eingangs aufgeworfenen Fragen beantwortet, doch wir wollen uns
nur dem ersten Teil des Verses widmen, der auf die Schöpfung des Universums
eingeht. Hierüber können einige Punkte aufgeführt werden:

1.  
Mit den sechs Tagen, in denen
die Himmel und die Erde erschaffen wurden, sind sechs Perioden gemeint, die
über die Himmel und die Erde verstrichen sind, bis sie die uns bekannte Form
angenommen haben. Die heutige Ordnung des Universums ist also das Ergebnis von
gewissen aufeinanderfolgenden Impulsen, die schließlich das aktuelle System
kreierten. Dabei ist die Dauer einer Periode unerheblich, ob nun bspw. zehn
Millionen oder zehn Milliarden Jahre, spielt für uns keine Rolle. Eine mögliche
Einteilung dieser sechs Perioden kann bspw. wie folgt aussehen:

·     In
der ersten Periode waren die Planeten ursprünglich ein konzentriertes Gemisch
aus Gas und Staub, welche sich um das Massenzentrum bewegen, bis sie sich zu
einem Planetenkern bilden, der dann die ihm umgebenden Teilchen gravitativ
anzieht und an sich bindet.

·     In
der zweiten Periode kühlen sich diese glühenden Objekte schrittweise ab und Planetenkrusten
konnten sich bilden.

·     In
der dritten Periode setzten sich Planeten und Sterne schrittweise zu
Sonnensystemen zusammen.

·     In
der vierten Periode bildete sich Wasser auf der Erde und sie konnte Leben
beherbergen.

·     In
der fünften Periode entstanden schrittweise Pflanzen.

·     In
der sechsten Periode bildete sich die Tierwelt und schließlich kam es zur
Schöpfung des Menschen. [4]

2.  
Als Thron wird ein hoher Stuhl
bzw. Sitz eines Monarchen bezeichnet. Im gesegneten Vers wird dieses Wort
hingegen als Symbol der Macht verwendet, in dem Sinne, dass die Macht Gottes
über die gesamte Welt der Erschaffung reicht. Der Linguist Ragheb Isfahani
schreibt hierzu: „Das arabische Wort für „aufrichten“ nimmt die Bedeutung von
„Beherrschung“ und
„Autorität“ an, wenn es mit dem arabischen Wort für „zu“ gepaart wird. [5]

3.  
Das arabische Wort für „Wasser“ wird manchmal auf für „Flüssigkeit“ verwendet.
Dementsprechend kann man schließen, dass die Erde zu Beginn ihrer Schöpfung aus
einer glühenden, flüssigen Materie bestand, auf der es zu Schmelzungen und
Explosionen kam, bis diese schließlich abnahmen, die Erdkruste gebildet werden
konnte und im weiteren Verlauf die Erde letztendlich die uns bekannte Form
annahm.

 

3.  
Die Erschaffung des
Menschen

Die Erschaffung des Menschen
gehört zu den weiteren Thematiken, die im heiligen Qur’an behandelt werden. Der
heilige Qur’an beantwortet diese grundlegende Frage des nachdenkenden Menschen
und spricht:

„Und es gehört zu Seinen
Zeichen, dass Er euch aus Erde erschaffen hat, hierauf wart ihr auf einmal
menschliche Wesen, die sich ausbreiten. Und es gehört zu seinen Zeichen, dass
Er euch aus euch selbst Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen zur Ruhe
findet. Und Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gemacht. Darin sind
Zeichen für Leute, die nachdenken. Zu seinen Zeichen gehört die Erschaffung der
Himmel und der Erde, und auch die Verschiedenheit eurer Sprachen und Arten.
Darin sind Zeichen für die Wissenden.“ [6]

Frage: Warum hat Gott das
Universum samt Menschen und Planeten nicht auf einen Schlag erschaffen, sondern
schrittweise in verschiedenen Epochen und Perioden?

Antwort: Die Welt, in der wir
leben, ist materiell und die schrittweise erfolgende Vervollkommnung gehört zu
den untrennbaren Folgen einer materiellen Existenz. Eine auf Materie beruhende
Existenz nimmt im Verlauf der Zeit durch verschiedene Impulse unterschiedliche
Formen an und durchläuft Phasen, bis schließlich ein Phänomen erfolgt. Die
Schöpfung der Erde und der Himmel sind von dieser allgemeinen Regel nicht
ausgenommen.



[1]
Heiliger Qur’an, Sura al-Ghaschiah 88 /17-21:

أَفَلَا يَنظُرُونَ إِلَى الْإِبِلِ كَيْفَ خُلِقَتْ؛ وَإِلَى السَّمَاءِ كَيْفَ رُفِعَتْ؛ وَإِلَى الْجِبَالِ كَيْفَ نُصِبَتْ؛ وَإِلَى الْأَرْضِ كَيْفَ سُطِحَتْ

[2]
Heiliger Qur’an, Sura Ale Imran 3 /190:

إِنَّ فِي خَلْقِ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَاخْتِلَافِ اللَّيْلِ وَالنَّهَارِ لَآيَاتٍ لِّأُولِي الْأَلْبَابِ

[3]
Heiliger Qur’an, Sura Hud 11 /7:

وَهُوَ الَّذِي خَلَقَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضَ فِي سِتَّةِ أَيَّامٍ وَكَانَ عَرْشُهُ عَلَى الْمَاءِ لِيَبْلُوَكُمْ أَيُّكُمْ أَحْسَنُ عَمَلًا وَلَئِنْ قُلْتَ إِنَّكُمْ مَبْعُوثُونَ مِنْ بَعْدِ الْمَوْتِ لَيَقُولَنَّ الَّذِينَ كَفَرُوا إِنْ هَذَا إِلَّا سِحْرٌ مُبِينٌ

[4]
Makarem Shirazi, Naser: Tafsir-e-Nemooneh, B. 6, S. 202.

[5]
Ragheb Isfahani: Al-Mufradat, S. 439.

[6]
Heiliger Qur’an, Sura al-Rum 30 /20-22:

وَ مِنْ آیاتِهِ أَنْ خَلَقَکُمْ مِنْ تُرابٍ ثُمَّ إِذا أَنْتُمْ بَشَرٌ تَنْتَشِرُونَ؛ وَ مِنْ آیاتِهِ أَنْ خَلَقَ لَکُمْ مِنْ أَنْفُسِکُمْ أَزْواجاً لِتَسْکُنُوا إِلَیْها وَ جَعَلَ بَیْنَکُمْ مَوَدَّةً وَ رَحْمَةً إِنَّ فِی ذلِکَ لَآیاتٍ لِقَوْمٍ یَتَفَکَّرُونَ؛ وَ مِنْ آیاتِهِ خَلْقُ السَّماواتِ وَ الْأَرْضِ وَ اخْتِلافُ أَلْسِنَتِکُمْ وَ أَلْوانِکُمْ إِنَّ فِی ذلِکَ لَآیاتٍ لِلْعالِمِینَ

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