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Die spirituelle und vernunftbasierte Verhaltensweise von Imam Khomeini

Zum 29. Todestag von Imam Khomeini fand am 2. Juni 2018 im Islamischen Zentrum Hamburg die alljährliche Gedenkveranstaltung zu Ehren seiner großen Persönlichkeit statt. Viele Vertreter aus der Kultur, Wissenschaft und Religion nahmen an dieser Veranstaltung teilBei der Gedenkveranstaltung, welche unter dem Motto „Die spirituelle und vernunftbasierte Verhaltensweise von Imam Khomeini“ abgehalten wurde,  erörterten die Redner die verschiedenen Dimensionen der Persönlichkeit Imam Khomeinis. Zudem wurden alle Redebeiträge simultan auf Türkisch, Deutsch und Arabisch übersetzt.

Der Hauptredner war der Imam und Leiter des IZH Herr Ayatollah Dr. Ramezani. Zunächst bedankte er sich bei den Anwesenden und wies dann auf die Worte einiger Denker aus der ganzen Welt über die Persönlichkeit von Imam Khomeini hin, und fügte hinzu: „Shahid Mohammad Bagher Sadr, ein großer Denker der islamischen Welt, sagt über Imam Khomeini: „Verschmelzt euch mit Imam Khomeini, so wie ihr mit dem Islam verschmolzen seid.“ Ein griechischer Priester sagte, als Imam Khomeini dahinschied: „Er war die Hand Gottes auf der Erden.“ Der namhafte Autor und Reporter der arabischen Welt, Mohammad Hassneyn Heikal, sagte: „Imam Khomeini war Gottes Geschenk für die Erdbewohner“, und an einer anderen Stelle sagt er: „Es sei, als ob wie durch ein Wunder eine Persönlichkeit aus Zeiten des Propheten wiederauferstanden ist, um nach dem Sieg der Umayaden und dem Märtyrertod der Befolger der Ahl-ul-Bait (a.)[1], die Armee von Imam Ali (a.) zu führen.“ Einer der angesehenen Schüler von Imam Khomeini sagte in einer präzisen Erläuterung seiner Persönlichkeit: „Imam Khomeini war eine lebendige Realität der Geschichte. Er ist ein würdiger Schüler der Ahl-ul-Bait (a.) mit seinem Erscheinen siegte das Recht über das Unrecht.“ 

An einer anderen Stelle seiner Rede unterstrich der Vorsitzende der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen das Verhalten Imam Khomeinis mit einigen Koranversen, und sagte: „Imam Khomeini war die Stimme der Wahrheit und heute rezitieren Jung und Alt und angesehene Persönlichkeiten der islamischen und nicht-islamischen Welt seine Worte „Und verleihe mir einen Ruf an Wahrhaftigkeit unter den späteren (Geschlechtern).“[2] Imam Khomeini hatte in allen Dimensionen seiner Persönlichkeit diese Wahrheit erreicht: Wahrhaftigkeit in Worten, Wahrhaftigkeit in Glauben, Wahrhaftigkeit in Charakter und Taten. Und diese Wahrhaftigkeit beeinflusste auch die Menschheit und die Welt. Der Imam war ein Beispiel für die Die Verse der Sure Al-Shuara, die besagen: Mein Herr, schenke mir Urteilskraft, und nimm mich unter die Rechtschaffenen auf. * Und verleihe mir einen Ruf an Wahrhaftigkeit unter den späteren (Geschlechtern). * Und mach mich zu einem (der) Erben des Gartens der Wonne..[3]

Anschließend verwies er auf die Ansichten Imam Khomeinis in Bezug auf Spiritualität und Logik in der westlichen Welt und fügte hinzu: „Im 18. Jahrhundert erreichte im Westen die Logik seinen Höhepunkt. Es war jedoch eine Logik, die weit von der Spiritualität entfernt war. Im modernen Zeitalter rückte die Logik in den Mittelpunkt, distanzierte sich jedoch von der Spiritualität. Die westliche Logik war eine materialistische Logik, die nur als Werkzeug diente, und war nur für die Regelung des Weltlichen und der irdischen Lebensweise geeignet. Aus diesen Grund existierte auch keine Verbindung zwischen Logik und Spiritualität, da diese Logik keinen Kontakt zum Ursprung und der Offenbarung hatte. Andererseits war die westliche Spiritualität eine Loslösung von allen Verpflichtungen und Verordnungen. Selbst von der Religion und der Scharia. In so einer Logik hatten religiöse Spiritualität und Gott keinen Platz. In der liberalistischen Denkweise verfolgte die Spiritualität das Aufheben der Gebote und Verbote und wollte alles zulassen.“

Imam Khomeini stellte eine Logik und Spiritualität vor, die ihren Ursprung in der Religion hatte. Das wichtigste Merkmal der Logik war der Kontakt zum Ursprung – also Gott. Der Verstand ist (Das erste, was Gott geschaffen hat[4]) Grund und Wegweiser und Gott belohnt nach dem Verstand. Die Logik, die Imam Khomeini der Gesellschaft vorstellte, war eine Logik – verbunden mit der Offenbarungen, die den Menschen zu den göttlichen Lehren leitete und zur Verbindung zu Gott aufrief, und das irdische und jenseitige Leben der Menschen zur Glückseligkeit leitete.

Andererseits entsprang die Spiritualität Imam Khomeinis dem Glauben und den Geboten. Die Spiritualität Imam Khomeinis kann man durch seine Bücher, wie „Morgengebet“[5], und auch durch seine Werke im Bereich der Mystik kennenlernen. Sein großes Vermächtnis war, dass er diese Spiritualität nicht nur für sich behielt, sondern diese in der Weltgemeinschaft verbreitete.“

Der Leiter des IZH zählte weiter einige Merkmale der Logik und Spiritualität aus der Sicht Imam Khomeinis auf, und sagte: „1. Gott als Zentrum von allem und der Glaube an Gott, 2. Scharia als Zentrum und die Verpflichtung der Scharia gegenüber. Imam Khomeini war nicht nur Dozent und Gelehrter in den religiösen Verordnungen, sondern auch Lehrer für Ethik und Mystik. Die Mystik von Imam Khomeini war stets verbunden mit Spiritualität und dem göttlichen. Die Spiritualität und Mystik von Imam Khomeini hatte nichts mit Abgeschiedenheit zu tun, sondern beinhaltete religiösen Epos. Er belebte mit seiner Logik und Spiritualität auch den sozialen Aspekt des Islams, und verbreitete auf der Welt die spirituelle und logische Standhaftigkeit des Islams – so dass man heute in wissenschaftlichen Kreisen versucht, den Islam von Imam Khomeini zu verstehen. 3. Bekämpfung von Ungerechtigkeit. Ein weiterer Aspekt der Logik und der Spiritualität Imam Khomeinis war die Bekämpfung von Ungerechtigkeit; also die Verkörperung der Worte von Imam Ali, der sagte: ,Seid stets die Feinde der Ungerechtigkeit und Beschützer der Unterdrückten“[6]. 4. Vorherrschaft war einer der wichtigen Eigenschaften der Spiritualität in der Schule Imam Khomeinis. Er glaubte fest an die gehobene Stellung der Ahl-ul-Bait (a.) und gedachte ihnen stets. 5. Menschennähe und Sorge um das Schicksal der Menschen. 6. Mystik, einhergehend mit Politik. Es ist Imam Khomeini zu verdanken, dass das Schiitentum so geachtet und respektiert wird, und die Muslime stolz ihr Haupt heben können. Wir alle müssen ihm dafür dankbar sein.“

Ein weiterer Redner auf dieser Veranstaltung war der Imam der „Belal Moschee“ in Hamburg, Hudschat-ul-Islam Heidari. In seiner Rede bezeichnete er den Grund, warum Imam Khomeini in den Gedanken und Erinnerungen weiterlebt und erklärte: „Eine besondere Eigenschaft Imam Khomeinis war seine Vielseitigkeit. Imam Khomeini war in vielen Themen, wie z.B. Philosophie, Ethik, Mystik und Politik belesen. Er war mit Leib und Seele ein Diener Gottes, und liebte das Gebet. Egal ob im Gebet, Fasten, Schreiben und in allem Anderem was er tat, war er stets göttlich. Der Kontakt Imam Khomeinis mit den Jugendlichen war so, dass die Jugendlichen, sobald sie seinen Namen hörten, Tränen in ihren Augen hatten. Dies war aufgrund seiner starken Spiritualität. , Gewiss, denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, wird der Allerbarmer Liebe bereiten. ´[7] Gott pflanzte die Liebe Imam Khomeinis in die Herzen der Menschen. Der spirituelle Aspekt Imam Khomeinis war der Schlüssel zu seinem Erfolg. Imam Khomeini schritt mit reinem Gewissen voran, und diejenigen, die sich zu den Anhängern des Weges Imam Khomeinis zählen, müssen ihre spirituelle Seite stärken, damit sie den Weg in die Herzen finden. Wenn Imam Khomeini nach 29 Jahren immer noch einen Platz in den Herzen hat, so ist dies aufgrund seiner spirituellen Seite.“

Auch Hudschat-ul-Islam Sadr, welcher im Monat Ramadan in Hamburg zu Gast war, hielt eine Rede. Dabei wies er auf die Wichtigkeit des Testaments von Imam Khomeini hin, und sagte: „Für einen Autor und Schriftsteller sind  in Anbetracht der Angelegenheiten mit denen er konfrontiert ist, seine Anfangsworte besonders wichtig. Imam Khomeini beginnt sein Testament mit einer Überlieferung vom geehrten Propheten (s.). Dies bezeugt die Wichtigkeit der Überlieferung bei der Rettung der Menschheit, und Imam Khomeini beginnt seine Worte mit dieser Überlieferung: Der Prophet des Islams (a.) sagte: „Ich hinterlasse euch zwei wertvolle Dinge: erstens das Buch Gottes, den Koran, und zweitens meine Nachkommen, die Ahl-ul-Bait (a.), solange ihr euch auf sie beruft, werdet ihr nie auf Abwegen geraten. Diese beiden Erben werden nicht voneinander getrennt, bis ihr am Kauthar-Brunnen zusammenkommt.“[8] Imam Khomeini ruft somit die islamische Gemeinschaft auf, über diese Überlieferung nachzudenken, und legt seine Betonung anschließend auf „nicht getrennt“. So wird es – solange wir auf den Koran und die Reinen aus dem Hause des Propheten (a.) hoffen – keine Abwege geben, und solange wir dem Koran und der Ahl-Ul-Bait (a.) folgen, wird uns die Abwegigkeit nicht heimsuchen.“

Hudschat-ul-Islam Ranjbar, Dozent an der Universität und an der theologischen Hochschule, verwies in seinem Redebeitrag auf Imam Khomeinis Werk „Gebetsaspekte“, indem über die Verbindung zwischen der Erfüllung der Gebete und dem Potentiale der Menschen hingewiesen wird und er fügte hinzu: „Imam Khomeini sagte: „Der Mensch besitzt zwei Zungen, die eine ist die, die sich im Mund befindet, und die Andere ist die Zunge seiner Potentiale. Das Geheimnis der Erfüllung der Gebete ist es, dass es nicht nur von der Zunge (also nur verbal) kommt, sondern auch von seinem Potentialen herrührt. Wenn jemand will, dass er in Gottes Gnade fällt, dann muss der mit den anderen gütig sein, um in sich dieses Potential zu schaffen, damit seine Gebete erhört werden. Wenn man die Bedürfnisse der anderen deckt, entsteht in einem selbst das Potential, welches dazu führt, dass die Gebete erhört werden. Wenn man will, dass Gott einem hilft, so muss man selbst den anderen helfen. Wenn der Mensch das Problem eines anderen löst, schafft er in sich die Grundlage, damit Gott auch ihm hilft. Imam Khomeini sagte weiter: „Wenn Gottes Güte, Hilfe und Gunst nicht erscheint, ist es, weil der Betende nicht das ausreichende Potential mitbringt.“

Auch ein Theologiestudent  der islamischen Akademie Deutschaland e.V., hielt einen Vortrag. Er bezeichnete Imam Khomeini als eine interhistorische Persönlichkeit, und fügte hinzu: „Imam Khomeini bestimmte seinen Lebensweg nach dem Islam. Maßstab war für ihn allein waren die Lehren des Islams, und das führte dazu, dass er hohe spirituelle Stufen erreichte. Was er im theoretischen gelernt hatte, setzte er im praktischen um. Er kümmerte sich, neben den spirituellen Aspekten, auch um die Angelegenheiten der Menschen und der Gesellschaft. Er war stets bemüht, für Gerechtigkeit zu sorgen und Ungerechtigkeit zu bekämpfen – genauso, wie es die  Ahl-ul-Bait (a.) machten.


[1] Die Reinen aus dem Hausse des Propheten

[2] وَاجْعَل لِّي لِسَانَ صِدْقٍ فِي الْآخِرِينَ, ash-Shuara, Vers 84

[3] :« رَبِّ هَبْ لِي حُكْمًا وَأَلْحِقْنِي بِالصَّالِحِينَ» « وَاجْعَل لِّي لِسَانَ صِدْقٍ فِي الْآخِرِينَ» وَاجْعَلْنِي مِن وَرَثَةِ جَنَّةِ النَّعِيمِ », ash-Shuara, Verse 83 – 85

[4] اول ما خلق الله

[5] شرح دعای سحر

[6] كونا لِلظّالِمِ خَصْما وَ لِلْمَظْلومِ عَوْنا

[7] إِنَّ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ سَيَجْعَلُ لَهُمُ الرَّحْمَـٰنُ وُدًّا, Maryam, Vers 96

[8] قالَ رسولُ الله صلی الله علیه و آله و سلّم: إنّی تارکٌ فیکُمُ الثَقلَینِ، کتابَ اللهِ و عترتی اهلَ بیتی فإِنَّهُما لَنْ یفْتَرِقا حَتّی یرِدَا عَلَیّ الْحَوضَ

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