Freitagsansprache von 06.11.2015

von Ayatollah
Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des
Allerbarmers

Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm
für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in
allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein
Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen
und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und
Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

In
seinen kenntnisreichen Reden in Bezug auf “das Recht des Individuums”
äußert seine Exzellenz, Imam Sajad A.S. , folgendes: “Du musst dieses
Recht allein für die Befolgung und Bindung zum allmächtigen Gott verwenden [und
es auf diejenige Art und Weise einsetzen, wie der allmächtige Gott es
gebietet].”[1]
Diese Betrachtungsweise in Bezug auf das Wesen und das Individuum ist jedoch
sehr bedeutend, da man beachten sollte, dass der allmächtige Gott unser
Schöpfer ist und uns rechtmäßig erschaffen hat, damit wir uns aufgrund unserer
Schöpfung bemühen.

Zweifellos
hat der allmächtige Gott uns, unter Beachtung der aktuellen Sammlung der
Kapazitäten, nicht dazu erschaffen, uns der Verderbtheit hinzugeben und ein
grenzenloses und sinnloses Leben zu führen. Wir sollten nämlich den Zweck
unserer Schöpfung, der eben in der Erlangung der optimalen Vollkommenheit
liegt, erkennen und uns darum bemühen, alle Kapazitäten auf diesem Weg
auszuschöpfen. Seine Exzellenz, Imam Sajad A.S. , hat nämlich folgendes
geäußert: Wir müssen uns dem allmächtigen Gott in vollem Umfang hingeben. Dies
bedeutet aber nicht, dass wir nicht leben sollen. Im Gegenteil – der Mensch
muss in dieser göttlichen Welt leben und all die Dinge, die ihm in seinem Leben
widerfahren, auf den Weg der Hingabe und Demut dem allmächtigen Gott gegenüber
leiten und anpassen.

Die
Eheschließung und die Gründung einer Familie, die Liebe zu einer anderen
Person, das Essen und Trinken, der Dienst gegenüber der Gesellschaft und auch
sämtliche Arten von Beziehungen können diese Orientierung erzeugen und gründen.
Obgleich in der Verbindung des Menschen zum allmächtigen Gott, oder der
Verbindung des Menschen zu anderen Menschen oder sogar der Verbindung des
Menschen zu seiner Umgebung. Diese Thematik also das Recht des Individuums
zählt zu den sehr bedeutenden Aspekten, denen Beachtung geschenkt werden
sollte. Das Leben erlangt nämlich erst dann seine wahre Bedeutung, wenn es sich
auf dem wahrhaftigen Weg bewegt und sich daran orientiert. Für diese große
Aufgabe sollte man den allmächtigen Gott aber um Hilfe und Unterstützung
bitten. Und der allmächtige Gott wird uns Menschen seine Hilfe zweifellos
zuteil kommen lassen.

Aus
diesem Grund ist es bedeutend, dass unser Wesen auf akkurate Weise erkannt und
erzogen wird. Wie soll man nun diese bedeutende Aufgabe erfüllen und das Ziel
erlangen? In Folge seiner Rede in Bezug auf das Recht der unterschiedlichen
Körperteile des Menschen weist seine Exzellenz, Imam Sajad A.S. , darauf hin,
dass die Körperteile des Menschen erst dann auf akkurate Art und Weise erzogen
werden, wenn der Mensch sich auf den Weg der Vollkommenheit begibt.

Das
Recht der Zunge

Im
Anschluss an seine Rede, weist seine Exzellenz, Imam Sajad A.S. , auf das
Recht der Zunge hin und äußert folgendes: “Das Recht der Zunge liegt nicht
darin, dass du sie daran gewöhnst, Schimpfwörter auszusprechen; du solltest sie
nämlich vielmehr an die Aussprache von guten und angemessenen Worten gewöhnen. Halte
sie stets höflich und halte deine Zunge auch im Mund, außer an Orten, an denen
du einen Wunsch zum Ausdruck bringst und zum Vorteil der Religion und der Welt
sprichst! Und vermeide und distanziere dich von unsinnigen, unangebrachten und
nutzlosen Worten, über dessen Konsequenzen und Nachteile du dir nicht im Klaren
bist und dessen Ergebnis klein gehalten ist. Die Zunge stellt den Beweis für
die Weisheit dar und zählt zu deren Begründung. Und die Ausschmückung des
Wissenden und Gelehrten liegt im Rahmen seines Wissens und Verstandes und die
Schönheit des Verhaltens eines Menschen liegt in seiner Zunge und seiner
Sprache verborgen. Und es gibt keine weitere Hilfsquelle, als den allmächtigen
Gott.” [2]

Eine
Untersuchung dieser Überlieferungen zeigt auf, dass seine Exzellenz A.S. mit dem
Recht der Zunge begann. Als Imam Ali A.S. in der Predigt Motaghin in seiner
Nahjul Balagheh über die Besonderheiten der Parsianer spricht, äußert er
nämlich folgendes: “مَنطِقُهُمُ‏ الصَّوَاب” [3]”Dass sie über einen
richtigen und wahren Verstand und Worte verfügen und in Wirklichkeit auf
akkurate Art und Weise von der Zunge Gebrauch machen.”

Es
ist offensichtlich, dass man diese Körperteile und Körperglieder im praktischen
Verhalten richtig und akkurat erziehen sollte. Viele Sünden und Fehltaten
erfolgen nämlich mittels genau dieser 7 Körperteile der Sinne. In seinem
praktischen Verhalten sollte der Mensch nämlich keine Reden schwingen, sondern
sich in Bezug auf sein Verhalten selbst erziehen. Der allmächtige Gott
beschenkt den rechtschaffenen Menschen nämlich allein aufgrund seiner
praktischen Bemühungen mit seinem göttlichen Segen.

Wenn
die Zunge nicht richtig erzogen wird, so führt sie zu zahlreichen Sünden.
Einige sehen die Zunge nämlich als Begründer von 20 bis hin zu über 100 Sünden
an. Diese Zunge, die nämlich als größter Segen des allmächtigen Gottes an die
Menschheit erachtet wird: ” Er hat den Menschen
erschaffen. Er hat ihm das deutliche Reden beigebracht.” Ar-
Rahman | 55: 3-4 , zählt nämlich auch zu einem Faktor zur
Erkennung des Menschen. Imam Ali A.S. äußert in diesem Zusammenhang
folgendes: “Ein wahrer Mann bleibt hinter seiner eigenen Zunge
verborgen.”[4]
An einer anderen Stelle äußert seine Exzellenz, Imam Ali A.S. , auch
folgendes:                           “Sprecht, damit
ihr erkannt werdet. Also stimmt es, dass ein Mensch oder ein Mann sich hinter
seiner Zunge verbirgt.”[5] 

Zweifellos
gehört die Zunge in Bezug auf die Güte und Verderbtheit innerhalb der Gesellschaft
zu sehr einflussreichen Faktoren. Mit der Zunge kann man der Gesellschaft
nämlich die besten menschlichen Tugenden und Werte vermitteln und lehren. Wenn
die Zunge nicht auf richtige Art und Weise zum Einsatz kommt, kann sie nämlich
zur Verderbtheit des Individuums und der Gesellschaft führen. Manchmal sprechen
Politiker nämlich einen Satz aus, der zum Krieg zwischen Völkern führt und
hierbei sterben viele unschuldige Menschen. Aus diesem Grund sollte man die
Zunge in diejenige Richtung erziehen und leiten, von der seine Exzellenz, Imam
Sajad A.S. , gesprochen hat; damit dem Menschen die Grundlage für seine
Entwicklung und Vollkommenheit geboten wird.

Der
Mensch sollte sich daran gewöhnen, gut und höflich zu sprechen und es zu
vermeiden, Unsinn zu sprechen, zu lästern, Verleumdungen auszusprechen, beim
Sprechen zu übertreiben, schlecht über andere zu sprechen, andere zu
beschimpfen oder Ähnliches. Man muss auch stets die Konsequenzen der Zunge
beachten und sich um deren Bekämpfung bemühen. Aus diesem Grund erwähnen die
Gelehrten der islamischen Moral mittels Verwendung von Koranversen und
Überlieferungen Wege zur Bekämpfung und zum Widerstand gegen die großen
Konsequenzen und Folgen. Unter anderem sind sie davon überzeugt, dass es für
den Menschen manchmal besser wäre, das Schweigen als besten Weg zu wählen.

In
einer Überlieferung von Safvan Ibn Salim über den edelmütigen Propheten des
Islam S.A.S. steht, dass seine Exzellenz S.A.S. in diesem Zusammenhang
folgendes offenbarte: “Soll ich euch über die einfachste und leichteste
Art der Anbetung des menschlichen Körpers informieren? Zum einen das Schweigen
und zum anderen die Anständigkeit in der Moral.”[6]

Außerdem
wurde den Menschen empfohlen, nicht über Dinge zu sprechen, die keinen Sinn und
Nutzen haben. Aus den erkenntnisreichen Aussagen des edelmütigen Propheten des
Islam S.A.S. kann man auch vieles mitnehmen. Beispielsweise äußert seine
Exzellenz S.A.S. folgendes: “Die islamische Schönheit und Anständigkeit
eines muslimischen Mannes liegt darin, dass er sinnlose und unnötige Reden
vermeidet.”[7]
Außerdem wurde empfohlen, nur im Rahmen und Ausmaß des Wunsches zu sprechen.
Der edelmütige Gesandte Gottes S.A.S. hat nämlich folgendes geäußert: “Selig
ist derjenige, der sich in seiner Sprache und seinem Reden zurückhält, das
endlose Reden vermeidet und das Überschüssige seines Reichtums an Bedürftige
spendet.”[8]

Des
Weiteren [wurde empfohlen,] Konflikte und Streitigkeiten strengstens zu
vermeiden. Der edelmütige Gesandte S.A.S. äußert in diesem Zusammenhang
nämlich folgendes:

” لَايَسْتَكمِلُ‏ عَبْدٌ
حَقِيقَةَ الإِيمَانِ حَتَّى يَدَعَ‏ المِرَاءَ وَ إِنْ كَانَ مُحِقّا”

“Der
Mensch erlangt die Wahrheit des Glaubens nicht, wenn er Streitigkeiten und
verbale Auseinandersetzungen nicht vermeidet, außer seine Grobheit und seine
Argumente sind rechtens.”[9]

Aus
diesem Grund ist es wichtig, dass Menschen, welche dabei sind, ihre Zunge zu
erziehen, nur im Rahmen der Erforderlichkeit sprechen und stets eine höfliche
Sprache verwenden. Sie sollten auch niemanden mit ihrer Zunge auslachen oder verspotten.
Außerdem sollten sie unangebrachte Witze und Scherze vollkommen vermeiden. Ihre
Zunge sollten sie auch daran gewöhnen, ehrliche Aussagen zu treffen und Lügen
zu vermeiden.

Wenn
die Rechte der Zunge auf korrekte Art und Weise erkannt werden und der Mensch
sie auf dem Weg der Tugend einsetzt und die Ratschläge und Empfehlungen seiner
Exzellenz, Imam Sajad A.S. , sehr genau einhält und sich danach richtet, so
erfüllt der Mensch in Wirklichkeit die Rechte der Zunge und hält sie rechtgemäß
ein. Außerdem sollte man moralische Niederträchtigkeiten, welche durch die
Zunge geäußert werden, strengstens vermeiden. Des Weiteren sollte man beachten,
dass die Zunge den Beweis und Beleg für die menschliche Weisheit und den
menschlichen Verstand darstellt. Und die Ausstattung eines verständnisvollen
und intelligenten Menschen darin liegt, dass er stets freundlich, nett und
höflich spricht. Außerdem sollte der Mensch zur Verwendung dieses großen
göttlichen Segens den allmächtigen Gott um Hilfe bitten und dieses göttliche
Geschenk und Segen mit Training und Erfahrung einsetzen.



[1] Sheykh Sadough,  Man La Yahzorohu Al-faghih. Bd. 2. S. 619.

[2] Ibn Shobeh Harani, Hassan Ibn Ali.
Tohaf Al-ughool. S.256. Qom. Jame’eh Modaresin. 2. Auflage. 1404
islamisch-arabische Zeitrechnung.

[3] Nahjul Balagheh. Predigt 193.

[4] Ibn Babouyeh, Mohammad Ibn
Ali. Ayoon Akhbar Alreza A.S. . Bd. 2. S. 54. Hadith 204.

[5] Nahjul Balagheh. Weisheit 392.

[6] Ibn Abi Aldonya. Alsamt va Adab Allesan. S. 43. Hadith 27. Untersuchung von Abu Eshagh Alhoveyni. Beyrut. 1.
Auflage. 1410 islamisch-arabische Zeitrechnung. und Alfeyz Alkashani. Almahjat Albeyza Fi
Tahzib Alahya. Bd. 5. S. 194. Überarbeitung von Ali Akbar Ghafari. Qom.
Islamischer Verlag. 2. Auflage. O.J.

[7] Mofid, Mohammad Ibn Mohammad. Alamali. S. 34. Hadith 9. Qom.
Sheykh Mofid Kongress. 1. Auflage. 1413 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[8] Varam Ibn Abi Feras, Masoud Ibn
Isa. Tanbih Alkhavater. Bd. 1. S. 108. Qom. Maktab
Faghih. 1. Auflage. 1410 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[9] Shahid Sani, Zeynedin Ibn Ali. Moniat
Almorid. S. 171. Qom. Maktab Alelam Aleslami. 1.
Auflage. 1409 islamisch-arabische Zeitrechnung.

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