Freitagsansprache von 30.10.2015

von Ayatollah
Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des
Allerbarmers

Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm
für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in
allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein
Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen
und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und
Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

Damit
das Recht des Wesens und Individuums vollkommen erkannt werden kann, ist es
erforderlich, sich auf die “Abhandlung der Rechte” Risalat al-
Huquq des Imam Sajad A.S. zu beziehen. In Bezug auf diese Thematik wurden in
dieser Abhandlung nämlich zahlreiche nützliche Diskussionen seitens seiner
Exzellenz, Imam Zeynolabedin A.S. , verfasst. Das Recht des Individuums
verfügt in der Erziehung des Menschen über eine besondere Bedeutung und
Gewichtung und vielleicht liegt das bedeutendste Geheimnis der Mission des
edelmütigen Gesandten Gottes S.A.S. genau darin, die menschlichen Wesen zu
erziehen und zu bilden, wobei dies voraussetzt, dass selbst die Missionsträger
und Überbringer der göttlichen Nachricht vom allmächtigen Gott erzogen werden,
wie es auch der Fall war. In diesem Zusammenhang waren die göttlichen Propheten
S.A.S. sowohl Lehrer als auch Erzieher. In ihrer Funktion als Lehrer
waren sie dafür zuständig, die Gedanken und Ansichten der Menschen anzuordnen
und sich darum zu bemühen und in ihrer Funktion als Erzieher waren sie darum
bemüht, die Menschen auf den akkuraten Weg der Erziehung zu leiten, damit diese
ihren wahren Stellenwert erlangen.

Das Recht des Individuums in
den heiligen Koranversen und Überlieferungen

Die
Bedeutung der Thematik der Katharsis und der Lehre des Buches und der Weisheit
umfasst ein solches Ausmaß, dass der heilige Koran mehrere Male darauf besteht
und Sie erwähnt.[1]
Also sollte man sein Wesen entziehen, wie auch seine Exzellenz, Imam Ali
A.S. , folgendes äußert: “Die Natur und das Gemüt des Wesens liegt im
Ungehorsam und in der Unhöflichkeit. Die Aufgabe des Menschen als Geschöpf
Gottes liegt darin, sein Wesen mit der höchsten Höflichkeit in Einklang zu bringen
und anzugleichen. Das Wesen versucht in Bezug auf Widersetzung und Opposition
die Oberhand zu gewinnen und der Mensch als Geschöpf Gottes ist darum bemüht, die
schlechten Begierde des Wesens zu kontrollieren. Sobald der Mensch dem Wesen
die Zügel überlässt, beteiligt er sich gleichzeitig an dessen Verderbtheit und
Untergang. Ein Mensch, der seinem Wesen und dessen Begierden nachgibt, beteiligt
sich in Wirklichkeit mit seinem Wesen an der Ermordung seines Selbst.”[2]

Aus
diesem Grund bildet die Kontrolle des Wesens und die Mäßigung der körperlichen
Begierde die bedeutendste und gleichzeitig schwierigste Aufgabe des Menschen
und wird in den Überlieferungen als größter Jihad Jihad mit dem persönlichen
Wesen erachtet. Seine Exzellenz, Imam Ali A.S. , äußert in diesem Zusammenhang
nämlich auch folgendes: “Der tugendhafteste Jihad bildet der Jihad des
Menschen mit seinem eigenen Wesen.”[3] Und in einer weiteren
Überlieferung über seine Exzellenz A.S. steht folgende Aussage von ihm: “Beginne
den Kampf gegen dein Wesen, um dich bei deinen Taten von Fehlleitungen und
Kriminalität zu befreien und in Beständigkeit zu leben und mit Gelehrten und
wissenden Personen ein und aus zu gehen, um dein Wissen zu erweitern und dich
von Unwissenheit und Ignoranz zu distanzieren.”[4] Und außerdem äußerte er
folgendes: “Jeder Mensch, der die Kontrolle über sein eigenes Wesen
besitzt, hat den höchsten Rang der Fähigkeiten eines Menschen erlangt.”[5] Und aus diesem Grund
äußert der edelmütige Prophet S.A.S. folgendes: “Ein mutiger und starker
Mann ist kein Mann, der über andere Menschen siegt; stark und beständig und
mutig ist nämlich Derjenige, der über sich selbst herrscht wenn er also die
Kontrolle und Prävalenz über sein eigenes Wesen besitzt .”[6]

Ein
Aspekt, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollte und einen hohen
Stellenwert besitzt, liegt darin, dass seine Exzellenz, Imam Sajad A.S. , nach
dem Recht Gottes Haghollah als größtes Recht auf das Recht des Individuums
Hagholnafs verweist. Der Mensch zählt nämlich zu den ehrenwertesten
Geschöpfen Gottes. Diese Ehrenhaftigkeit und Erhabenheit gegenüber allen
anderen Geschöpfen Gottes rührt daher, dass der Mensch die Kompetenz einer
göttlichen Herrschaft und Regierung besitzt und für die Erlangung eines solchen
Stellenwertes sollte der Mensch sein Wesen vollkommen kennen und dieses auf
ehrenhafte Art und Weise erziehen. Zweifellos bedarf es auf diesem Weg eines
Mentors und Gelehrten, damit der Mensch bei der Erziehung seines Wesens
keinesfalls Übertreibungen oder Untertreibungen verfällt.

Diese
Diskussion Jihad mit dem eigenen Wesen gehört zu den Diskussionen, welche
unter den Mystikern sehr umstritten ist; in der praktischen Umsetzung muss man
nämlich spezielle Besonderheiten und Sorgfalt beachten. Aus diesem Grund äußerten
unsere großen Persönlichkeiten folgendes: “Wähle den Weg, den die
Rechtgeleiteten gegangen sind.” Man sollte nämlich den Weg verfolgen,
den die göttlichen Propheten S.A.S. und deren Reine Nachkommenschaft A.S.
gegangen sind, da sie die reinsten Menschen auf der Welt waren und auf die
beste Art und Weise erzogen und geformt wurden. Um die Bedeutung dieser
Diskussion darzulegen, wird auf eine Überlieferung vom edelmütigen Propheten
S.A.S. hingewiesen, welche sehr wichtige Aspekte umfasst.

Diese
Überlieferung besagt, dass Maja esh eine Audienz beim edelmütigen Propheten
S.A.S. hatte und seine Exzellenz viele bedeutende Fragen stellte. Der
edelmütige Gesandte S.A.S. offenbarte genaue und tiefgründige Antworten auf
diese Fragen: Maja esh fragte den edelmütigen Propheten S.A.S. folgendes: “O
Gesandter Gottes S.A.S. , worin liegt der Weg der Erkennung des allmächtigen
Gottes? Der edelmütige Prophet S.A.S. antwortete folgendes: In der Erkennung
des eigenen Wesens. Er fragte: Worin liegt der Weg zur Vereinbarung mit dem
allmächtigen Gott? Er antwortete: In der Erzürnung des eigenen Wesens. Er
fragte: Worin liegt der Weg zur Erlangung des allmächtigen Gottes? Er
antwortete: In der Distanzierung von den körperlichen Begierden des Wesens. Er
fragte: Worin liegt der Weg der Befolgung des allmächtigen Gottes? Er
antwortete: Im Ungehorsam gegenüber des eigenen Wesens und der Vernachlässigung
der körperlichen Begierde. Er fragte: Worin liegt der Weg der Erinnerung an den
allmächtigen Gott? Er antwortete: In der Verdrängung des eigenen Wesens. Er
fragte: Worin liegt der Weg der Annäherung zum allmächtigen Gott? Er
antwortete: In der Distanzierung vom eigenen Wesen. Er fragte: Worin liegt der
Weg der Verschmelzung mit dem allmächtigen Gott? Er antwortete: In der Angst
vor dem eigenen Wesen. Er fragte: Worin liegt der Weg, all diese Dinge zu
erlangen? Er antwortete: Den allmächtigen Gott in Bezug auf die körperlichen
Begierde des Wesens um Hilfe zu bitten. “[7]

Unter
Beachtung der oben genannten Aspekte und auch unter Beachtung der heiligen
Koranverse und islamischen Überlieferungen, welche in diesem Zusammenhang
geäußert wurden, kommt jeder Mensch zu dem Entschluss, dass die Erkenntnis über
das eigene Wesen für den Menschen zu den tugendhaftesten und vorteilhaftesten
Bereichen der Mystik gehört; und für die Erziehung des eigenen Wesens sollte
der Mensch jeden Augenblick auf den Zustand und das Befinden seines Wesens
achten, damit dieses Wesen nicht den Weg der Unruhe, des Ungehorsams und des
Widerstandes einschlägt.



[1] ” Er ist es, Der unter den Analphabeten einen
Gesandten aus ihrer Mitte erweckt hat, um ihnen Seine Verse zu verlesen und sie
zu reinigen und sie die Schrift und die Weisheit zu lehren, obwohl sie sich
zuvor in einem offenkundigen Irrtum befanden ” Al- Jumu a | 62: 2 .

[2] Tabarsi, Ali Ibn Hassan. Meshkat Al- Anvar Fi Ghorar Al- Akhbar.
S. 247. Najaf. Almaktab Alheydarieh. 2. Auflage. 1385 islamisch-arabische
Zeitrechnung.

[3] Tamimi Amodi, Abdolvahed Ibn Mohammad. Ghorar Alhekam va Dorar
Alkelam. S. 190. Hadith 115. Untersuchung von Seyed Mahdi Rajaei. Qom. Dar
Alketab Aleslami. 2. Auflage. 1410 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[4] Tamimi Amodi, Abdolvahed Ibn Mohammad. Ghorar Alhekam va Dorar
Alkelam. S. 364. Hadith 53. Untersuchung von Seyed Mahdi Rajaei. Qom. Dar
Alketab Aleslami. 2. Auflage. 1410 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[5] Tamimi Amodi, Abdolvahed Ibn Mohammad. Ghorar Alhekam va Dorar
Alkelam. S. 603. Hadith 578. Untersuchung von Seyed Mahdi Rajaei. Qom. Dar
Alketab Aleslami. 2. Auflage. 1410 islamisch-arabische Zeitrechnung.

[6] Varam Ibn Abi Feras, Masoud Ibn Isa. Tanbih Al-khavater
va Nozhat Al-navazer. Bd. 2. S. 10. Qom. Maktab Faghih. 1. Auflage. 1410 islamisch-arabische
Zeitrechnung.

[7] Ibn Abi Jomhour, Mohammad Ibn Zeynoddin. Avali Alla ali. Bd. 1. S.
264. Hadith 1. Qom. Dar Seyed Alshohada Alnashr. 1. Auflage. 1405
islamisch-arabische Zeitrechung.

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