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Die
Gedenkveranstaltung zu Ehren des Märtyrers, Ayatollah Sheykh Bagher Al-Nimr
r. , wurde am Donnerstag, dem 7. Januar 2016, mit der Anwesenheit einer
beeindruckenden Anzahl von schiitischen und sunnitischen Muslimen und
wissenschaftlichen sowie kulturellen Persönlichkeiten unterschiedlicher
Nationalitäten, wie beispielsweise deutsche, iranische, türkische, afghanische,
pakistanische, libanesische und irakische Persönlichkeiten im Islamischen
Zentrum Hamburg e.V. abgehalten. Im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung und
Zeremonie ehrten die Anwesenden diesen verehrten Gelehrten und Bürgerrechtler
mit der Rezitation der heiligen Sure Al-Fatiha und dem Gruß des edelmütigen
Propheten S.A.S. und seiner Reinen Nachkommenschaft.

Der
erste Redner im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung war Herr Sheykh Burhanettin
Dag, vom Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. ZMD . In einem
Teil seiner Rede verwies er auf den 39. Vers der heiligen Sure Al- Ahzab und
deutete auf die Verpflichtung und Mission der Werbung religiöser Gelehrter hin
und äußerte folgendes: Der allmächtige Gott offenbart im heiligen Koran
folgendes:                  ” الَّذِينَ يُبَلِّغُونَ رِسَالَاتِ اللَّهِ وَيَخْشَوْنَهُ وَلَا
يَخْشَوْنَ أَحَدًا إِلَّا اللَّهَ وَ كَفَى بِاللَّهِ حَسِيباً
” ” […]die Allahs Botschaften übermitteln, Ihn fürchten und
niemanden fürchten außer Allah. Und Allah genügt als Abrechner.” Al-
Ahzab | 33: 39 . Religiöse Gelehrte müssen das Rechte Wort und die Botschaft
Gottes ohne Angst und Furcht vor unterdrückenden Herrschern verbreiten und die
Menschen aufklären können

Ayatollah
Al-Nimr hat den Weg seiner Exzellenz, Imam Hussein A.S. , gewählt und seine
Parole besagte folgendes: ” نُعیش احراراً او نَموتُ ابراراً ” “Entweder leben wir in Freiheit
oder wir sterben wie die Guten und Tugendhaften”. Die unterdrückende
Regierung Saudi Arabiens zeigte ihm nur zwei Wege auf: Entweder sollte er sich
öffentlich bei der Regierung Saudi Arabiens entschuldigen und offensichtliche
Reue und Bedauern zeigen oder sterben und den Tod auf dem Weg Gottes wählen.
Und er wählte, wie auch der Gebieter der Freiheitskämpfer und Bürgerrechtler,
den zweiten Weg und rief auch während seiner Hinrichtung ” هیهات منّا الذلّه
“. Ayatollah Al-Nimr kämpfte für die Freiheit der Gedanken und Ansichten
und die Rechte der Bürger sowie die gesellschaftliche Gerechtigkeit und setzte
sich dafür ein.

Der
nächste Redner im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung war Herr Sheykh Abdolbagher,
ein sunnitischer Gelehrter und Imam der Vahdet Moschee in Hamburg. In
einem Teil seiner Rede erinnerte er an Religionsgelehrte als Nachkommenschaft
des edelmütigen Propheten des Islam S.A.S. und äußerte folgendes: Gelehrte
stellen die Nachkommenschaft und Treuhänder des edelmütigen Propheten S.A.S.
dar, aber nur unter der Voraussetzung, dass sie sich von der Weltlichkeit und
der Unterjochung unter politischen Mächten distanzieren und diese vermeiden. Ein
Gelehrter muss frei sein und sich ungebunden und bedingungslos der Verbreitung
der Religion widmen.

Die
größten Probleme der islamischen Welt rühren aus Intrigen von Gelehrten, welche
die Religion verkauft und sich an das Diesseits und an diese Welt gebunden
haben. Normalerweise können Politiker und unterdrückende Herrscher die Existenz
freiheitskämpfender und freier Gelehrten nicht ertragen und aus diesem Grund
wird man weltweit Zeuge von Terrorisierungen gegen Bürgerrechtler und
freiheitskämpfende Gelehrte wie beispielsweise Ayatollah Al-Nimr. Wir bedauern
den Märtyrertod dieses freiheitskämpfenden Gelehrten zutiefst und sprechen
unser Beileid an alle Menschen auf dieser Welt aus. Zweifellos sind alle
Märtyrer am Leben und dieses reine Blut der Märtyrer hält auch den Islam am
Leben.

Der
verehrte Hojatolislam Valmoslemin Heydari, Imam und Leiter der Bilal r.
Moschee in Hamburg, gehörte zu den weiteren Rednern im Rahmen dieser
Gedenkveranstaltung. Nach der Verkündung seiner Trauer und seines
Mitgefühls zum Märtyrertod des Ayatollah Al-Nimr, verwies er auf heilige
Koranverse, um die ehrenwerte Stellung des Märtyrers hervorzuheben. In diesem
Zusammenhang äußerte er folgendes: Die Stellung und der Rang des Märtyrers sind
so wertvoll und erhaben, dass der heilige Koran für den Märtyrer sogar eine besondere
Existenz ins Auge gefasst hat und folgendes offenbart: ” وَ لَاتَقُولُوا لِمَن يُقْتَلُ فِي سَبِيلِ اللَّهِ أَمْوَاتٌ بَلْ
أَحْيَاءٌ وَلَٰكِن لَّا تَشْعُرُونَ ” “Und sagt nicht
von denen, die auf Allahs Weg getötet werden, sie seien tot! Nein! Vielmehr
sind sie lebendig; aber ihr nehmt es nicht wahr.” Al- Baqara | 2: 154 .

Und
in Bezug auf die Stellung des Gelehrten offenbart der edelmütige und erhabene
Prophet des Islam S.A.S. auch folgendes: ”
مداد العلماء افضل من دماء الشهداء ” “Der Stift der Gelehrten
besitzt einen höheren und wertvolleren Stellenwert als das Blut der
Märtyrer.” Ayatollah Al-Nimr war nicht nur ein ehrenvoller Märtyrer,
sondern auch ein Gelehrter und Verbreiter der Religion. Er besaß eine Hawza und
widmete sich dem Dienst der Gesellschaft und der Erweiterung der Bildung und
des Wissens und der Verbreitung und Werbung der Religion.

Die
Regierung Saudi Arabiens wälzt sich im Dreck und Schmutz, den sie sich selbst
zuzuschreiben hat, und nimmt an, dass sie mit der Hinrichtung und ungerechten
Ermordung freiheitsliebender Menschen und Bürgerrechtler, wie beispielsweise
Ayatollah Al-Nimr, ihre unheilbringenden Ziele erlangt. In jedem islamischen
Land, in dem eine Ungerechtigkeit erfolgt und ein Verbrechen verübt wird,
erkennt man heutzutage die Fußspuren der Regierung Saudi Arabiens. Und leider
unterstützen sie fanatische und fundamentalistische Gruppierungen in
unterschiedlichen Ländern, wie beispielsweise Syrien, Afghanistan und Irak,
finanziell mit immensen und übertrieben hohen Beträgen aus der
Gemeinschaftskasse der Muslime.

Der
letzte Redner im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung war der verehrte
Hojatolislam Valmoslemin Dr. Torabi, 
Leiter der Islamischen Akademie Deutschland e.V.. Zunächst äußerte er
sein tiefes Bedauern und Beileid über den Märtyrertod des Ayatollah Al-Nimr und
erinnerte sich an ihn als kundigen Gelehrten unserer Zeit und
verantwortungsbewussten und pflichtbewussten Muslim und fügte folgendes hinzu: Der
verstorbene Ayatollah Sheykh Al- Nimr gehörte zu den Gelehrten des Islam, der
in Bezug auf die Menschen- und Bürgerrechte in Saudi Arabien aktiv war und
allein aufgrund dieser Aktivitäten im Gericht Saudi Arabiens zur Hinrichtung
verurteilt wurde und trotz der Fürsprache und Schlichtungsversuche großer
Persönlichkeiten der islamischen Welt und Regierungspräsidenten zahlreicher islamischer
Länder und großer Persönlichkeiten der Welt und auch der Fürsprache
internationaler Organisationen, schließlich vor den verwunderten Augen der
Menschen weltweit auf grausame Art und Weise hingerichtet und getötet wurde.
Wir verkünden unser Beileid über diese bedauerliche Tat an alle Muslime und
alle Bürgerrechtler und Freiheitskämpfer auf dieser Welt und erachten die
Bewegung und Aktion der Regierung Saudi Arabiens als widersprüchlich und gegen jegliche
menschliche Prinzipien.

Leider
beruhen heutzutage einige Bewegungen auf der Leitung fundamentalistischer und
gefährlicher salafistischer, exkommunikativer und jihadistischer Ansichten
basierend auf den Lehren des Ibn Taimiya und Mohammad Ibn Abdolvahab. Diese Art
von Ansichten verlaufen jedoch im Verborgenen und Geheimen und werden in
Universitäten, wie beispielsweise die Universität in Medina und Riad
unterrichtet und hunderte Bücher und Artikel und Zeitschriften, welche
gefährliche und für die Sicherheit der Welt bedrohliche Ansichten umfassen, werden
auf umfangreicher Ebene und in unterschiedlichen Sprachen gedruckt und
vervielfältigt und verbreitet.

In
diesem Rahmen werden einige transregionale und transreligiöse Dimensionen der
Gefahr des exkommunikativen Wahabismus als eine Bedrohung für die weltweite
Sicherheit angerissen und im Folgenden aufgeführt:

1-
Die Fatwa zur Zerstörung jeglicher Art von westlichen und östlichen Werken der
Zivilisation in der Vergangenheit und der Gegenwart als Manifestation des
Polytheismus:

Aus
weltlicher und transreligiöser Sicht basiert die salafistische exkommunikative
Kultur auf der Zerstörung der Zivilisationen. Die Zerstörung und Vernichtung
der Werke der vergangenen und aktuellen Zivilisationen mit der Illusion, dass
die Errichtung großartiger und origineller Gebäude das Symbol für Ungläubigkeit
und Götzendienerei darstellen, zählt leider zu einer der Quellen des
Wahabismus. Sie setzen sich gegen jegliche Art von antiken Werken und Gebäuden,
obgleich sie heilig oder nicht heilig sein mögen. Und falls der Widerstand des
islamischen Volkes bis heute nicht bestanden hätte und nicht weiterhin bestehen
würde, so würden sie sogar die heilige Grabstätte des edelmütigen Propheten
S.A.S. zerstören.

Die
Zerstörung des Baqi al- Gharqad- Friedhofes stellt ein Beispiel dafür dar. Im
Rahmen ihrer hundertjährigen Geschichte und ihres hundertjährigen Bestehens
haben sie Karbala und Schreine sehr oft angegriffen und soweit sie konnten
versucht, historische Gebäude und Denkmäler zu zerstören; und außerdem haben
sie zahlreiche Drohungen in Bezug auf die Zerstörung von historischen
Denkmälern und Gebäuden weltweit wahr gemacht, von den historischen Denkmälern
in Bamiyan in Afghanistan über die Denkmäler in Palmyra in Syrien und Damaskus
bis hin zu Mossul und den Museen im Irak oder den Zwillingstürmen des World
Trade Centers in den Vereinigten Staaten von Amerika und sogar dem jüdischen
Friedhof in Paris – nichts haben sie ausgelassen und an all diesen Denkmälern
haben sie sich vergangen und keinerlei Erbarmen gezeigt. Aus diesem Grund
stellen die Anhänger dieser Ansichten und dieser Denkweise eine Bedrohung für
alle Kulturen und Zivilisationen dieser Welt, obgleich religiöse oder
nicht-religiöse Kulturen und Zivilisationen, dar.

Diese
Ansichtsweise wird von der Öffentlichkeit der schiitischen und sunnitischen
Muslime jedoch für ungültig erklärt und aus den Versen des heiligen Koran,
welche belegt sind, und auch den Überlieferungen aus der Nahjul Balagheh
“سِرهم فی دیارهم و آثارهم
” geht die Erforderlichkeit der Erhaltung historischer Werke und
Denkmäler und die Bauerlaubnis eindrucksvoller und großartiger Gebäude klar und
deutlich hervor.

2-
Fatwa zur Tötung der Gegner, obgleich welcher Religion sie angehören:

Der
Jihad, mit der Bedeutung der Tötung und Ermordung aller Gegner, obgleich sie
Muslime oder Nicht-Muslime sind, gehört zu einer weiteren ihrer heiligen
Glaubensansichten, auf die sie stark bestehen. Diese Glaubensansicht besitzt
auch weltweite Folgen und stellt eine große Gefahr dar, die im Wesen des
Salafismus existiert. Die Glaubensansichten und das daraus resultierende
dogmatische und monopolistische Verhalten der Salafisten in Bezug auf deren Obligation zur Tötung aller Angehöriger
anderer Religionen und Glaubensrichtungen außer des Salafismus, stellen ein
Gift dar, welches alle Gewässer auf dieser Welt verseuchen kann.

Sie
sind davon überzeugt, dass eine Person, welche einen Mord gegen einen ihrer
Gegner und Opponenten begeht, ein Freiheitskämpfer ist und nach seinem Tod
sicherlich in den Himmel eintreten wird. Diese Ansichtsweise führt zur
Anwerbung und Anziehung unwissender, desillusionierter und hoffnungsloser
Menschen oder Menschen mit Komplexen und führt auch zur Entstehung von
Terrorismus. Es gibt nicht wenige organisierte terroristische Gruppierungen auf
dieser Welt, welche mit der Verbindung ihrer Ansichten an die salafistische
Bewegung die Sicherheit dieser Welt bedrohen. Vielleicht ist auch niemand im
Stande, sie in Bezug auf die Sicherheit zu bändigen und zu stoppen. Und der
einzige Ausweg liegt einerseits in der ehrlichen Begegnung der Politiker und
andererseits in der aufklärenden Konfrontation islamischer Wissenschaftler und
Theologen für die jungen Muslime.

3- Die irrationale
Darstellung islamischer Gebete und die Zerstörung religiöser Glaubensansichten:

Mit
einer Betrachtung des Kerns der islamischen Welt, kann man unter ihnen deutlich
Zweige der Uneinigkeit, Zwietracht und des Verrats und des Misstrauens in Bezug
auf das Prinzip des Islam erkennen und verspüren, da sie sich in der Praxis so
verhalten, als würden alle Menschen, obgleich welcher Nation oder welchem Stamm
sie angehören, Zweifel in Bezug auf die Wahrhaftigkeit des Islam und deren
Rationalität hegen. Als ein Beispiel wurde die Thematik der Haj-Pilgerreise
dieses Jahr mit der Tötung von mehr als 5.000 Menschen unterschiedlicher
Nationalitäten und Glaubensrichtungen auf eine solche Art und Weise
wiedergegeben, dass diese große Pilgerreise und diese bedeutsame Anbetung auf
internationaler Ebene als eine törichte Tat dargestellt und präsentiert wurde. Sie
haben mit ihrer Tat dafür gesorgt, dass diese tiefgründige und mystische sowie
beruhigende Haj- Pilgerreise ihre hohe Stellung und ihren wunderbaren und
wertvollen sowie menschlichen und spirituellen Stellenwert verliert und
weltweit degradiert wird und sich in eine irrationale, unvernünftige und
törichte Tat verwandelt. Und diese Degradierung zeigt sich auch auf eine andere
Art und Weise in dem Verhalten in Bezug auf die verdächtigen und den
Bestrafungen sehr klar und deutlich.

4- Der Einwand gegen alle
islamischen Glaubensrichtungen von der sunnitischen bis hin zur schiitischen
Glaubensrichtung:

Das
gegenwärtige Verhalten der Regierung Saudi Arabiens basiert auch auf die
Bildung von Konflikten und Streitigkeiten zwischen den Schiiten und Sunniten,
wobei sich die Schiiten und alle religiösen Glaubensrichtungen der Sunniten,
aus ihrer Sicht, vom Islam distanzieren und nicht dazu gehören. Einige Medien
und Politiker aus dem Westen versuchen jedoch unwägbar oder unwissend die
Thematik auf den Konflikt der Schiiten und Sunniten zu reduzieren; und diese
Angelegenheit sollte in Bezug auf die Entstehung von Konflikten und Spaltungen
innerhalb der islamischen Welt reflektiert werden. Die Wahrheit liegt jedoch
darin, dass die Regierung Saudi Arabiens und die salafistische exkommunikative
und jihadistische Ansichtsweise weder Malikiten anerkennt, noch die
Schafi’iten, noch die Hanafiten noch irgendeine andere islamische Rechtschule. Nach
ihrer Auffassung und Theorie, gehört jeder Mensch, der kein Salafist ist, den
Gegnern an und verdient den Tod. Beispielsweise wurde der kurdische und
sunnitische Allameh Muhammad Sa’id Ramadan al-Buti im Jahr 2013 aufgrund seines
Widerspruchs gegen die salafistische Ideologie und seiner Äußerung, dass diese
Bewegung eine Neuerung darstelle und nicht islamisch sei, terrorisiert und in
der Gebetsnische seiner eigenen Moschee mit 50 weiteren Mitbetern angegriffen, dem
Erdboden gleichgemacht und brutal ermordet.

In
Bezug auf Sheykh Al-Nimr muss man auch sagen, dass er eine Person war, die
niemals eine Waffe mit sich trug und keinesfalls eine praktische Tat gegen die
Sicherheit der Menschen beging – er verheimlichte und verschleierte nur seine
eigene Meinung nicht. Er war ein Gelehrter, der stets für die Brüderlichkeit und
Freundschaft und den Frieden zwischen den unterschiedlichen Stämmen und
Glaubensrichtungen der islamischen Welt sprach und sich darum bemühte.

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