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Zeitgleich
mit dem diesjährigen Eid-al-Fitr wurde am Montag, dem 20. Juli 2015 ein
gemeinsames Bankett von Muslimen und Nichtmuslimen in Hamburg mit der
Anwesenheit einiger kultureller, religiöser, wissenschaftlicher und
wirtschaftlicher Persönlichkeiten der Stadt Hamburg mit unterschiedlichen
Nationalitäten, Religionszugehörigkeiten und Glaubensansichten abgehalten.
Dieses Bankett wurde abgehalten, um das gesegnete Fest des Fastenbrechens
gemeinsam zu feiern und ein Zeichen für den Zusammenhalt zu setzen.

Zu den
Rednern dieser Zeremonie gehörten folgende Persönlichkeiten:

1. Ayatollah Dr. Ramezani, Imam und Leiter des Islamischen
Zentrum Hamburg e.V.

2. Frau Bischöfin Kirsten Fehrs, Leiterin der protestantischen
Kirchen in Norddeutschland

3. Herr Rabbiner Shlomo Bistritzky, Landesrabbiner Hamburgs

4. Frau Prof. Dr. Dr. Ina Wunn, Leiterin des theologischen und religionswissenschaftlichen
Instituts Hannovers

5. Herr Sammy Jossifoff, Leiter des Dialogbereichs der
Judenvereinigung Hamburgs

Im
Rahmen dieser Zeremonie, welche unterschiedliche Programme umfasste, wie
beispielsweise die Rezitation des heiligen Koran, die Abhaltung von Reden, die
Ausstrahlung von Videoclips in Bezug auf die Aktivitäten des Islamischen
Zentrum Hamburg e.V. und die Abhaltung eines Banketts, verwiesen einige Redner
auf die Bedeutung des Dialogs und des gegenseitigen Respekts unter den
Religionen und auch den individuellen und gesellschaftlichen Vorteilen des
Fastens – als eine Gemeinsamkeit unter den abrahamitischen Religionen.

Der erste Redner
dieses Abends war Ayatollah Dr. Ramezani, Imam und Leiter des Islamischen
Zentrum Hamburg e.V.. Er bedankte sich zunächst bei den
verehrten Gästen für ihre Anwesenheit im Rahmen dieser Sitzung, vor allem bei
den sunnitischen, christlichen und jüdischen Gelehrten, wie auch den
Akademikern der Universität und den Wissenschaftlern. Im Rahmen seiner Rede
verwies er auf den heiligen Monat Ramadan als eine Gelegenheit zur
Selbsterkennung und Selbstachtung, sowie zur Erkennung und Achtung des
allmächtigen Gottes und äußerte folgendes: Das Fasten übt einen weitreichenden
Einfluss auf unterschiedliche Bereiche des menschlichen Lebens aus.

Dieser
Einfluss reicht von der Gesundheit des Körpers und des Geistes über positive
Einflüsse in individuellen und gesellschaftlichen Bereichen bis hin zu
spirituellen und jenseitigen Einflüssen. Im heiligen Buch der Muslime [dem
heiligen Koran] wird das Fasten zur Erlangung spiritueller Werte und der
Persönlichkeitsentwicklung des Menschen hervorgehoben und als Gebot vorgegeben.
Sowohl in der christlichen als auch in der jüdischen Religion wird das Fasten
ebenfalls als ein Teil der Scharia erachtet. Die positiven und konstruktiven
Konsequenzen des Fastens umfassen ein solches Ausmaß, dass das Fasten und
Hungern auch in den nicht-abrahamitischen Religionen beachtet und
berücksichtigt wird.

Durch
die Sentimentalität des Herzens in diesem heiligen Monat wünscht sich der Geist
des Menschen Segen und Gesundheit und Wahrhaftigkeit und Unversehrtheit für
alle Geschöpfe Gottes. In unseren Gebeten in diesem heiligen Monat bitten wir
nämlich um folgende Dinge: ” اللّهم اغن کلّ فقیر ” “Lieber Gott, segne alle Armen”,
” اللّهم اشبع کلّ جائع ” “Lieber Gott, sättige alle
Hungernden” usw. … Wir bitten den allmächtigen Gott in einem solchen
Ausmaß, dass wir ihn sogar um die Vergebung und Segnung und Freude und
Heiterkeit der Verstorbenen bitten: ” اَللّهُمَّ
اَدْخِلْ عَلی اَهْلِ الْقُبُورِ السُّرُورَ “. In diesem überwältigenden Monat
wächst und entwickelt sich das vergebende und liebevolle Gemüt des Menschen und
das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen wächst im Geist der Menschen
heran.

Andererseits
muss man der Tatsache Beachtung schenken, dass der edelmütige Prophet des Islam
S.A.S. den Menschen als Segen gesandt wurde. ” وَمَا أَرْ‌سَلْنَاكَ
إِلَّا رَ‌حْمَةً لِّلْعَالَمِينَ “. Sodass seine edelmütige Exzellenz
S.A.S. auch des Öfteren folgendes geäußert hat: ” إنّما
بُعِثتُ رَحمَةً ” “Ich wurde als Barmherzigkeit
gesandt.”. Wenn man diese Aussage des edelmütigen Propheten S.A.S. mit
zwei weiteren seiner Aussage erwähnt, findet die Anwesenheit des Propheten des
Islam S.A.S. sowie aller anderen göttlichen Propheten A.S. innerhalb der
menschlichen Gesellschaft eine genauere und tiefgründige Bedeutung.

Die
zwei erwähnten Aussagen sind folgende: ” إنّما
بُعِثتُ مُعلماً ” “Ich wurde als Lehrer
gesandt”, ” إنّما بُعِثتُ لِاُتَمِّمَ مَکارِمَ الأخلاق ”
“Ich wurde zur Vervollkommnung der Moral gesandt”. Unter der
Beachtung dieser heiligen Ziele, welche die Mission des edelmütigen Propheten
S.A.S. besitzt, stellt die islamische Gesellschaft in Wirklichkeit eine
Gesellschaft der Vergebung, eine lehrende Gesellschaft und eine Gesellschaft
erfüllt mit moralischer Großzügigkeit dar.

Der Leiter der
Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen verurteilte in
seiner Rede die terroristischen und gewalttätigen Aktivitäten der Extremisten
und erinnerte daran, dass der Islam eine gemäßigte Religion ist, deren
Hauptzweige die Rationalität, Spiritualität, Gerechtigkeit und Nächstenliebe
bilden. Im Anschluss äußerte er folgendes: Leider verbreiten
einige Menschen im Namen der Religion Gewalt und Angst und Schrecken. Wir sind
davon überzeugt, dass Gewalt und Terror keinerlei Beziehung zum Islam und auch
zu den anderen abrahamitischen Religionen besitzen. Der edelmütige Prophet des
Islam S.A.S. , welcher ein Prophet der Barmherzigkeit und Nächstenliebe war,
verbreitete niemals jegliche Art von Gewalt.

Leider
sind einige Aspekte im Umlauf, welche zweifellos keinerlei Beziehung zu den
islamischen Lehren und den Lehren des heiligen Koran besitzen. Zu den
Hauptzweigen der aufklärenden Religion des Islam gehören nämlich die
Rationalität, die Spiritualität, die Gerechtigkeit und die Nächstenliebe. Die
Rationalität gehört zu den Besonderheiten aller abrahamitischer Religionen und
besitzt auch in den Lehren des Islam einen besonderen Stellenwert. Im heiligen
Koran wurden mehr als 300 Verse in Bezug auf die Intellektualität und Reflexion
offenbart, daher besteht aus der Sicht des heiligen Koran ein wertvolles
Kriterium des Menschen aus der Intellektualität und Reflexion. Wenn diese Art
von vollkommenen Eigenschaften in den Menschen institutionalisiert werden,
bewegt sich die menschliche Gesellschaft zweifellos in Richtung Frieden, Ruhe
und Sicherheit.

Zum Schluss seiner Rede
deutete Ayatollah Dr. Ramezani auf das Islamische Zentrum Hamburg e.V. als
Symbol des Dialogs und der Einheit zwischen den Religionen und
Glaubensansichten hin und äußerte folgendes: Wie Sie bereits
wissen, wurde das Islamische Zentrum Hamburg e.V. im Jahre 1960 im Herzen
Europas erbaut und eingeweiht und fungiert nun schon seit 55 Jahren als ein
schimmerndes Juwel der Rationalität und Spiritualität in Deutschland und Europa
und stellt ein moralisch und menschlich etabliertes Symbol auf europäischer
Ebene dar. Dieses islamische Zentrum vertritt den Standpunkt des Dialoges und
lädt alle Menschen zur Rationalität, zum Dialog und zur Reflexion ein. “Meine
sehr verehrten Gäste, wir hoffen, dass Sie unsere Rede und unsere Parole
weitergeben und verbreiten. Des Weiteren ist es nennenswert, dass seit Kurzem
das Buch zur Geschichte des Islamischen Zentrum Hamburg e.V. in Druck gegeben
wurde. Dieses Buch spiegelt die Aktivitäten dieses islamischen Zentrums sehr
deutlich und konkret wider und wird auch in Kürze ins Deutsche übersetzt.”

Nach
einer kurzen Einleitung und einigen Grußworten, sowie der Begrüßungsrede von
Ayatollah Dr. Ramezani, erhielten die oben erwähnten Gäste die Möglichkeit,
ebenfalls ihre Worte an die anwesenden Gäste zu richten.

Zunächst
ergriff Frau Bischöfin Kirsten Fehrs das Wort.

Nach
einleitenden Gruß- und Dankesworten, fuhr sie folgendermaßen fort: „Es ist ein
freudiger Anlass, zu dem Sie sich heute hier versammeln, … vorgestern haben
Sie das große Fest Eid-ul-Fitr gefeiert … und nun können wir gemeinsam,
Muslime und Nicht-Muslime, heute Abend an diesem Freudenfest teilnehmen. Vielen
Dank.“

Weiterhin
betonte Sie die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen als Zeichen des
Zusammenhalts besonders in diesen von Kriegen und Krisen geplagten Zeiten:

„Gerade
in solchen Zeiten müssen wir der Welt erst recht das Friedenszeugnis der
Religionen bringen. Insbesondere auch deswegen, weil gerade jetzt die
Friedensfähigkeit der Religionen hinterfragt wird. … Religionen werden viel
zu oft nicht mehr als Kraft der Versöhnung und Quelle der Hoffnung, sondern als
Ursache des Unfriedens dargestellt. Und diese Anfragen … müssen wir als
religiöse Menschen ernst nehmen, aber auch engagiert und überzeugend darum
werben, dass der Missbrauch und die Instrumentalisierung der Religion nicht
ihrem Wesen entspricht. Wir haben dazu eine Pflicht, laut davon zu reden, dass
unsere Religionen zur Versöhnung und Frieden beitragen.“

Abschließend
bezog sich Frau Fehrs noch auf einige Worte von Ayatollah Dr. Ramezani in
dessen Einladung zu dieser Veranstaltung: „Sie, lieber Dr. Ramezani schrieben
mir in ihrer Einladung: ,Ich hoffe, dass unsere Bemühungen für mehr Dialog und
Verständnis auf Basis von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung vom Schöpfer
der Welten angenommen werden wird in dieser Welt. Ich bete mit Ihnen, dass
diese Hoffnung Frucht trägt.“

Als
nächstes richtete Herr Rabbiner Shlomo Bistritzky,
Landesrabbiner Hamburgs einige Worte an die Zuhörer.

Zu
Beginn wünschte er allen Anwesenden ein gesegnetes Fest, und darüberhinaus
Gottes Segen, Frieden und Ruhe. Er fuhr fort und stellte die Frage, welchen Einfluss
es auf den Menschen hat, wenn dieser einen ganzen Monat lang fastet. Ob es nur
ein Monat ist oder dieser auch einen Einfluss auf das ganze Jahr ausüben kann.

Weiterhin
erklärte Rabbiner Shlomo Bistritzky, dass auch im Judentum gefastet wird,
insgesamt 6 Tage im Jahr. Das Fasten sei zwar nicht einfach, aber man
konzentriere sich auf den Aspekt der Spiritualität. Der wichtigste Tag hierbei
sei Jom Kippur, zu deutsch Versöhnungstag. Dabei gibt es drei Säulen des Fastens
im Judentum, fuhr er fort: Rückkehr zu Gott , Gebet und Spenden. Dabei betonte
er vor allem den letzten Punkt des Spendens an Bedürftige, Fasten und Spenden
seien im Prinzip eine Idee.

„Das
Fasten ist nicht allein Fasten, sondern ist verbunden mit Gebet, aber auch mit
viel Geben“

Abschließend
schloss Rabbiner Shlomo Bistritzky sich seinen beiden Vorrednern, Ayatollah Dr.
Ramezani und Bischöfin Kirsten Fehrs an, indem er betonte: Wir möchten Vorbild
sein, indem wir uns gegenseitig respektieren und miteinander feiern, die
Differenzen vergessen und uns auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren.

Die
nächste Rednerin war Prof. Dr. Dr. Ina
Wunn, die das Fasten aus religionswissenschaftlicher Sicht beleuchtete.

Zunächst
berichtete Sie, wie Buddha vor 2500 Jahren fastete und darüber, dass durch das
Fasten die Menschheit und die Religion einen großen Schritt Richtung Ethik
machte. Desweiteren sprach Sie über die wissenschaftliche Seite des Fastens,
indem Sie das griechische Denken, die Naturwissenschaft der Zeit von
Aristoteles vorstellte.

„Denn
was sagt uns dieses Weltbild, es sagt uns, dass wir durch die Aufnahme der
geeigneten Nahrungsmittel, die materiellen Anteile in uns Menschen reduzieren
können, zurücklassen können, minimieren können. Unseren materiellen Körper
… hinter uns lassen können, dann immer mehr Geist zu werden, … um uns
auf diese Weise Gott, unserem Schöpfer oder aristotelisch ausgedrückt dem
unbewegten Beweger nähern zu können. Das ist es, was das Fasten will. Im Fasten
befreit sich der Mensch, egal welcher Religion er angehört von der Schwere der
Materie und nähert sich über einen gewissen Zeitraum seinem Gott, so weit wie
es möglich ist.“

Fasten
habe aber auch einen ethischen Aspekt, dadurch, dass wir in der Fastenzeit auf
etwas Essentielles wie Nahrung verzichten, verbindet uns das mit den Menschen,
die nicht wie wir täglich satt werden. Wir spüren alle, was es heißt Hunger zu
haben. Dies erfülle uns einerseits mit Dankbarkeit und andererseits
konfrontiere es uns mit der Notwendigkeit von unserem Überfluss anderen
Menschen abzugeben.

Zum
Schluss sprach Sie noch den sozialen Aspekt des Fastens an, das
Gemeinschaftsgefühl, das durch das gemeinsame Fasten und gemeinsame
Fastenbrechen erreicht wird.

Der
letzte Redner dieses Abends war Herr
Sammy Jossifoff. Zu Beginn seiner
Rede ging er darauf ein, dass der Name des Schöpfers im Islam und Judentum die
gleichen Wurzeln besitzt und auch das Attribut Gottes „Rahman“ in beiden
Religionen als barmherzig übersetzt werden kann. Im Zuge dessen ging er noch
auf einige weitere Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Weltreligionen ein.

Dann
kam er auf das zentrale Thema seiner Rede zu sprechen: das Fasten im Judentum.
Im Prinzip ähnelten seine Worte denen seiner Vorredner: Das Fasten soll den
Menschen seinem Schöpfer näher bringen und ihn im gleichen Zuge für
Wohltätigkeiten gegenüber anderen Menschen sensibilisieren. Ethische, Soziale
und spirituelle Aspekte machen das Fasten aus. Auch hier zog er den Vergleich
zum Islam.

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