Freitagsansprache von 15.01.2016

von Ayatollah
Dr. Ramezani Imam und Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg e.V.

Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des
Allerbarmers

Aller
Lobpreis gebührt Gott, dem Erhabenen, dem Herrn aller Welten. Wir danken Ihm
für Seine Gnade und Seine Gaben und bitten Ihn um Hilfe und Rechtleitung in
allem, was wir tun, und hoffen, dass Er uns in Seine Gunst aufnimmt. Sein
Frieden und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad, seinen reinen Nachkommen
und seinen rechtschaffenen Gefährten. O Diener Gottes, ich rate mir selbst und
Ihnen allen zur Ehrfurcht vor Gott und zum Gehorsam gegenüber Seinen Geboten.

In einem weiteren Verlauf unseres Themas der ethischen
Rechte und Berechtigungen, weist Imam Sajjad Friede sei auf Ihm auf das
„Recht der Pilgerfahrt“ hin. Die Pilgerfahrt ist ein besonderer Gottesdienst,
welche aus einer Anzahl von verschiedenen religiösen Vorschriften besteht und
nicht auseinander gebracht werden kann. Die Pilgerfahrt ist wie das Gebet oder
die Zakatabgabe, nicht nur eine religiöse Vorschrift, sondern eine Art Eid und
Gelübde mit Gott, womit der Mensch Schutz und Geborgenheit bei Gott finden
kann. Deswegen besagt auch Gott im heiligen Koran: „Und für die Menschen ist
die Pilgerfahrt verpflichtend, für diejenigen welche die Fähigkeit dazu
besitzen.“[1]

Die wertvollste und erste Gebetsstätte Zentrum

Imam Sadigh Friede sei auf Ihm besagte in einer
Überlieferung über diesen gottesdienstlichen Akt: „Derjenige der diese Welt
verlässt und stirbt, wird bedauernd und reuevoll feststellen, dass er
wenigstens einmal die Pilgerfahrt im Diesseits ausgeführt hätte.“[2]
Die Kaaba ist das erste Gotteshaus und die älteste Gebetsstätte, da es keine
andere Gebetsstätte, vor ihr, hier auf der Erde gab. Der Koran sagt hierzu,
gegenüber der Erde: „Das erste Haus, welche für die Menschen und für das
Gottesdienst festgelegt wurde, ist genau das, welches in Mekka ist, da es viel
Segen besitzt und dazu führt, dass die Welten rechtgeleitet werden.“[3]

Nach gültigen islamischen Quellen, wurde die Kaaba vom
Propheten Adam Friede sei auf Ihm erbaut. Geschädigt wurde die Kaaba, nach
einer großen Flut in der Zeit vom Propheten Noah Friede sei auf ihm , bis der
Prophet Abraham und sein Sohn Ismail Friede sei auf ihnen diese wieder neu
erbaut hatten. Im Koran wird über Abrahams Friede sei auf Ihm Worte, in Bezug
auf Mekka gesprochen welche besagen: „Oh Gott! Ich habe einen Teil von meinen
Nachkommen in ein Land ziehen lassen, welches dürr war und kein Wasser enthielt,
aber ein Haus besitzt, welches deine Weihstätte ist.“[4]
Dieser Koranvers beweist, dass es vor dem Eintretten des Propheten Abrahams
Friede sei auf Ihm , seiner Ehefrau und seinem Kind in Mekka, auch schon vorher
Spuren von diesem Haus gegeben hat. In einem weiterem Koranvers wird besagt: „Und
gedenkt daran, als Abraham und Ismail das Haus Kaaba wiedererbaut hatten und
sagten: „Oh Gott nimm diese Tätigkeit an, die wir ausübten, denn du bist der
Allerhörende und Wissendste.“[5]

Der Geborgenheitskern für die Rechtleitung

Die Kaaba ist das Haus des Monotheismus und angesichts
materiellen und spirituellen Sichtweisen, ist sie für alle Monotheisten voller
Segen und Gnade. Dieser heilige Platz besitzt für alle eine rechtleitende
Dimension und Weite „und dient zur Rechtleitung Aller Welten“[6].
Außerdem gibt es eindeutige Zeichen und Beweise, dass dieses Haus, Monotheismus
und Gottesanbetung, ausstrahlt. Ein Zeichen dafür ist, dass es dauerhaft im
Laufe der Geschichte in Bezug auf die Feinde, welche es zerstören wollten,
immer standfest geblieben ist und die Elemente wie : Zamzam Quelle, Hügel Marwa
und Safa, Rokn, Hajar al-Aswad Stein, Hijr Ismails und Abrahamsstätte, weitere
bekannte „Zeugen“, Belege und Hinweise für diesen heiligen Ort sind.  Ausprägend ist jedoch eher, diese starke
Geborgenheit und Ruhe, welche dort zu finden ist. „Und jeder der dort
eintretet, ist in Sicherheit.“[7]
Deshalb forderte der Prophet Ismail Friede sei auf Ihm in seinem Bittgebet
von Gott, Sicherheit und Ruhe in diesem Haus: „ Und gedenkt daran während
Ismail sprach: Oh Gott! Lege dieses Gebiet als Ruhestätte und Sicherheit fest!„[8]

Die Pilgerfahrt als größte Gottesdienstdarstellung

In der Pilgerfahrt wird die Größe und Spiritualität der
Seelen der Menschen dargestellt und präsentiert. Die Pilger sind sozusagen als
Gast in einem riesigen Besuch voller Gottesnähe und  Geistlichkeit eingeladen, damit sie sich durch
diese ganzen verschiedenen Pilgerfahrtsgebote, seelisch und spirituell steigern
können.  Jeder Pilger wächst somit mit
jeder Abhandlung der Gebote, eine Stufe der Gottesdiener höher auf und versucht
auf dieser spirituellen Reise, eine gewisse göttliche Spur als „geistige“
Souvenir, mit nach Hause zunehmen. Das heißt also, dass sich der Mensch hier in
Wirklichkeit seinen vollen Gottesdienst ausstrahlen kann, so wie der Prophet
Friede sei auf Ihm und seine Familie besagte: „ Genauso wie das Gebet, ist
die Pilgerfahrt zu Gott auch verpflichtend, und das Umkreisen und die weiteren
Vorschriftsgebote, sodass man ständig an Gott gedenkt.[9]
Nachdem dein Herz von dieser außergewöhnlichen, übernatürlichen Macht nicht
beeinflusst wird und nicht mehr an Gott denkt, was für ein Nutzen trägt dieses
formelle Zikr und dieser äußerliche Gottesdienst ohne wahren Gedanken an
Gott ?[10]

Deswegen spielt bei jeder Pilgervorschrift, das Gelangen zum
„wahren Gottesdiener“, eine große Rolle. Die Pilger sollten sich daher von
jeglichem materiellen Dingen und Begehren abwenden, sodass dies als Stütze und
Lenkung zur wahren Rechtleitung zu Gott dient und damit das Ziel des „wahren
Gottesdiener“ erlangt werden kann.

Das Recht der Pilgerfahrt

Imam Sajjad Friede sei auf Ihm besagte bezüglich des
Pilgerfahrtrechtes, hinsichtlich der Menschen, das es bedingt ist, diese Tat
auszuführen, da man sonst nicht zur wahren Menschenvervollkommenung gelangen
kann: „ Das Recht der Pilgerfahrt ist, dass man sich damit auseinandersetzen
muss, dass wenn man sich zum Gebiet Gottes begibt, sich von seinen Sünden
befreien soll, denn die Vergebung Gottes liegt im Prinzip nach der Durchführung
von seinen Vorschriften, welche er für dich verpflichtend gemacht hat.“ [11]

Aufgrund dieser Aussage von Imam Sajjad Friede sei auf Ihm ,
sollte der Mensch in Anbetracht der Gottesnähe, das Recht der Pilgerfahrt
erkennen und sich somit dahinlenken lassen, sodass damit in Wirklichkeit seine
eigenen Sünden vergeben werden können. Imam Sadigh Friede sei auf Ihm
besagte: „Wenn der Pilger, seine Pilgerfahrtsgebote beendet hat wie zum
Beispiel Umkreisen, Ramji Jamarat und so weiter, bedeutet dies eigentlich das er
sich von den Sünden löst und letztendlich somit seine Sünden vergeben werden.“[12]

In einer weiteren Überlieferung beschreibt Imam Sadigh, dass
es drei verschiedene Arten von Pilgergruppen gibt, wenn sie wieder von der
Pilgerfahrt zurückkehren: „Eine Gruppe wird sozusagen vom Höllenfeuer befreit
und die zweite Gruppe wird deren Sünden insoweit vergeben, sodass sie als
„Neugeboren“ gelten, und die dritte Gruppe wird mit vollkommener Sicherheit und
Ruhe, bezüglich finanzieller und familiärer Dingen, zurückkehren und dies ist
die niedrigste Stufe vom „Haji“ sein.“[13]

Materielle und spirituelle Ebenen der Pilgerfahrt

Die Tiefe und Wahrheit der Pilgerfahrt wird in den
Überlieferungen als besonderes glanzvolles Licht im Jenseits beschrieben,
welches der Gläubige dort empfängt. Neben der spirituellen Ebene der
Pilgerfahrt, welche über einen großartigen und gesonderten Standpunkt verfügt,
weist diese auch die kollektive und politische Dimension der Pilgerfahrt auf, da
die Pilgerfahrt ein Stützpunkt für alle Muslime ist. Somit besitzt sie die
Möglichkeit, dass dort alle gemeinsam in Kontakt treten können und
untereinander deren unterschiedlichen Kulturen- und Nationalitätsinformationen
austauschen können, sodass durch diese jährliche Zusammenführungen den Muslimen
es besser gelingt, sich untereinander verstehen zu können.

Nach vielen Koranversen wird besagt, dass das „sich
Freisprechen von Polotheismus“ ein wichtiger Bestandteil der Pilgerfahrt ist,
sodass der Pilger sich mehr mit dem Monotheismus bekräftigt vor allem in Bezug
auf die Ungerechtigkeit und Tyrannei auf der Welt. Die Muslime sollten sich vor
allem mehr mit diesem Abschnitt der Pilgerfahrt tiefgründig beschäftigen, da
sich dadurch der Pilger nicht nur sich selber und seine Familie in
Verantwortung zieht, sondern auch diesbezüglich auf alle anderen Muslime und Mitmenschen,
damit sich dieses Verantwortungsbewusstsein mehr ausbilden kann.

Demzufolge sollte man nicht die Pilgerfahrtgebote und
Vorschriften, als Klischee oder einförmige Nachahmung sehen, sondern hinsichtlich
als Vorschrift und göttliches Bündnis, zur Ermunterung, Seelenruhe und
Verstärkung des Verantwortungsbewusstsein erkennen. Der Pilger und „Haji“ ist
in Wirklichkeit derjenige, der sein Bündnis und Gelübde mit Gott ernst nimmt,
sodass er dadurch in seinem Leben, diese gewisse göttliche Spur beibehält.



[1]
Ale-Imran/97

[2] Tusi,
Muhammad ibn al-Hassan, Tahzib al-Ahkam, Band 5, Seite 23 , Hadith:67, Teheran,
Dar al-Kitab al-Islamiyya, 4. Auflage, Jahr 1407 Mondjahr

[3]
Ale-Imran/96

[4]
Ibrahim/37

[5]
Baghara/127

[6]
Ale-Imran/96

[7]
Ale-Imran/97

[8]
Baghara/126

[9] Ibn abi
Jamhuri, Muhammad ibn Zain ad-Din, Awali al-Liali, Band 1, Seite 323, Hadith:
60, Qom, Dar Sayyid ash-shuhada linashr, 1.Auflage, Jahr 1405 Mondjahr

[10] Narraghi, Mohammad Mahdi,
Jami as-Saadat, Band 3, Seite 327, Beirut, Imali, 4. Auflage,
ohne Datum

[11] Ibn
Babewei, Mohammad ibn Ali, Man la yahdhuru al-Faghih, Band 2, Seite 620,
Hadith:3214,Qom,Daftar Entesharat Eslami,2.Auflage, Jahr 1413 Mondjahr

[12] Tusi,
gleiches Buch, Band 5, Seite 19, Hadith:56

[13]
Kulaini, Mohammad ibn Yaghub, al-Kafi, Band 4, Seite 253, Hadith:6, Teheran,
Dar al-Kitab al-Islamiyya, 4. Auflage, Jahr 1407 Mondjahr

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