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Anlässlich des gesegneten Geburtstages des Propheten des Islam und
der Woche der islamischen Einheit fand, in Zusammenarbeit mit der
Schura-Hamburg, am 10. Januar 2015 von 10:00 bis 17:30 Uhr im Islamischen
Zentrum Hamburg eine Konferenz unter dem Titel „Extremismus als
islamische und gesellschaftliche Herausforderung“ statt.

Die Veranstalltung wurde simultan in die persische, türkische und englische Sprache übersetzt.

Da die diesjährige Konferenz unglücklicherweise mit den Terroanschlägen
in Frankreich einherging, war sie von entscheidender Bedeutung und großem
öffentlichen Interesse und wurde daher von einem bunten Publikum aus Muslimen
und Nichtmuslimen sowie diversen Pressevertretern des öffentlich-rechtlichen
und privaten Fernsehens besucht. Bemerkenswert war dabei die hohe Teilnahme der
jungen Generation.

Bei dieser Konferenz versammelten sich Vertreter aus
diversen Bereichen wie Theologen, Universitätsdozenten, Vorstandvorsitzende, Vertreter
muslimischer Gemeinschaften etc..  Sie stellten ihre Sichtweise hinsichtlich verschiedener Aspekte der
Muslime in Deutschland und Europa dar.
In den einzelnen Podien wurden Themen wie z.B.: „Islamfeindlichkeit, Muslime
in Zeiten des IS-Terrors – Zwischen Distanzierung und Generalverdacht” und
“Salafismus als religiöser Extremismus im Islam” diskutiert und mit
anschließender Publikumsfragen vertieft.

Es wurde auch über die Terroranschläge in Frankreich gesprochen,
welche von allen Rednern verurteilt wurden.

 Zu den Rednern gehörten neben
Ayatollah Dr. Ramezani Imam und Leiter
des Islamischen Zentrums Hamburg und Vorsitzender der SCHURA Hamburg und Herrn Mustafa Yoldaş Leitender Vorsitzender der SCHURA Hamburg noch folgende:

Herr Aiman A. Mazyek
Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland , Dr.
Yasemin Shooman Historikerin, Akademie des Jüdischen Museums
Berlin , Hatice Durmaz Vorsitzende Rat
Muslimischer Studierender und Akademiker RAMSA , Dr.
Andrea Zielinski Sozial- und Kulturanthropologin, University
of London, School of Advanced Studies, Human Rights Consortium , Ali
Kızılkaya Ratsvorsitzender des Islamrats für die
Bundesrepublik Deutschland , Dr. Zekeriya Altuğ Abteilungsleiter
für Außenbeziehungen bei DITIB –  Türkisch-Islamische Union der Anstalt
für Religion , Ünal Kaymakcı Vorstandsmitglied
Islamische Gemeinschaft der Schiiten , Mustafa Yoldas, der zu Beginn die Zusammenarbeit der Sunniten und Schiiten in
Hamburg als vorbildhaft lobte. „Hamburg ist ein Vorbild und Hauptstadt des
innerreligösen und interkulturelen Dialog“, sagte er. Dies zeige der erste Staatsvertrag
zwischen den muslimischen Verbänden und der Stadt Hamburg. Das sei allerdings
nicht überall wie in Hamburg, fügte er hinzu. „Der gesamtgesellschaftliche Frieden
ist aktuell einer Belastungsprobe durch Extremisten ausgesetzt” und verwies
auf die aktuellen Anschläge in Paris und die Extremisten des sog. IS. All dies
sei ein Grund für die zunehmende Islamophobie in Deutschland. „Extreme aus
beiden Lagern seinen Verantwortlich dafür“, sagte er im Hinblick auf PEGIDA,
deren Nährboden solch terroristische Akte in Paris und der Welt sind.

“Jeder der Spaltung säht,
hat die reinen islamischen Prinzipien nicht verstanden”, so Yoldas.
“Muslime brauchen eine tiefergehende innerislamische Auseinandersetzung
über die ideologischen Grundlagen für religiösen Extremismus und ein
Verständnis darüber, wie der Salafismus im Widerspruch zur traditionellen
islamischen Lehre steht.” Herr Yoldas sprach sich für Einheit, Freiheit,
Toleranz und  gegen Extremisten aus.
Getreu dem Motto einheitlich gegen Intoleranz.

Andere kommentierten, der Salafismus sei eine
fundamentalistische Reformbewegung und im Eigentlichen eine Rebellion gegen die
Tradition der Muslime. Heutzutage nutzen sie weltpolitische Ungerechtigkeiten
aus, um Leute zu emotionalisieren, die primär keine Relegiösität an sich,
sondern eher eine Identität suchen. Salafismus sei ein Produkt des
Kolonialismus.

Dr. Ali Özdil Islampädagoge und Islamwissenschaftler begrüßte die Worte
seines Vorredners. Er kritisierte in seiner Einführung die Gestaltung der
Medien in Bezug auf die Besetzung der Talk-Showgäste, welche meist durch zwei extreme
Lager auf beiden Seiten belegt sind.
Er warnte die jugendlichen Muslime über die Verbreitung unwissenschaftlicher
Rechtsurteile und fälschliche Verwendung von Quranversen, ohne den Kontext zu
berücksichtigen. In dieser Hinsicht begrüßte er die Aufklärungsarbeit von Dr.
Adnan Ibrahim in diversen sozialen Netzwerken.
Frau Prof. Dr. Katajun Amirpur Professorin
und stellv. Direktorin der Akademie der Weltreligionen an der Universität
Hamburg fügte zum zuvor Gesagten hinzu, islamisches
Wissen sei derartig umfangreich, dass es nicht wie von einigen einschlägigen
Predigern in wenigen Minuten oder Sekunden erklärt werden kann.

Sie sprach sich betrübt über die fortwährende Rückweisung
der Muslime in Deutschland aus und über die Reduzierung der muslimsichen
Bevölkerung auf Ihre Herkunft und Religion, trotz deutscher Staatsbürgerschaft.
“Wir müssen dieses Land überzeugen, dass wir dazu gehören” und
befürwortete die Einführung von islamischen Religionsunterricht.
Sie übte harsche Kritik an den Attentätern des Angriffs auf die
Nachrichtenagentur Charlie Hebdo aus. “Der Prophet hätte sich nicht für
eine Beleidung gerächt, sondern vergeben”, sagte sie diesbezüglich.

Bilal Al Mogaddedi Vorsitzender der Deutschen Muslim Liga fügte hinzu, “eine
Pluralistische Gesellschaft ist wichtig. Problemen und Konflikten sollte man mit
Weisheit begegnen. Kritik an Satire darf nicht als anti-pluralistisch gesehen
werden, jedoch muss man sich im Rahmen des Rechtlichen dagegen wehren.”

Dr. Andrea Zielinski Sozial- und Kulturanthropologin, University of London,
School of Advanced Studies, Human Rights Consortium wies auf die Pluralität
der Minderheiten in Deutschland hin und sagte: “Deutschland ist im
Hinblick auf die Idealvorstellung ein extremer Staat, was die Homogenisierung
angeht. Das Kopftuch z.B. wird als Angriff auf die Wertevorstellung und Ideale
der Mehrheitsgesellschaft in Frage stellt.”

Das
Schlusswort der Veranstaltung hatte Ayatollah Dr. Ramezani, der sich bei allen
Anwesenden sowie den Podiumsgästen bedankte. Das zahlreiche Erscheinen und die
verschiedenen Diskussionen sah er als ein Anzeichen dafür, dass es einen sehr
großen Bedarf an solchen Debatten und Diskussionen gibt, die tiefgründig
untersucht werden müssen.

Er
sprach an, dass der Gott aller Propheten, ein und der gleiche Gott ist. Er sei
voller Barmherzigkeit. Dies sind ebenso seine Gesandten, einschließlich des
Propheten des Islams, Friede sei mit ihm und seiner reinen Nachkommenschaft. Propheten
seien zu den Völkern als Warner gekommen und um unter ihnen Freundschaft und Frieden
zu schaffen. “Wenn die Religionen und Rechtsschulen zusammenhalten, können
keine externen Einflüsse zwischen ihnen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen
erzeugen“, ermahnte er.

Zu
den Terroanschlägen sagte er: „Das Töten der Menschen, egal ob Christ, Jude,
Muslim oder Andersdenkende, ist ohne Zweifel verboten und keiner der Propheten
würde dies jemals erlauben.“

„Ich
habe 35 Jahre lang studiert und geforscht und bin zu dem Ergebnis gekommen,
dass keine Religion je für Gewalt gekommen ist und die Zuordnung solcher Gewalt
zu dem Glauben absurd und inakzeptabel ist“, betonte er. Der Leiter des Islamischen
Zentrums Hamburg sagte noch, dass eine Religion niemals gegen eine andere
benutzt werden könne und sämtliche Extremisten, die durch ihre exkommunikativen
Ansichten viele andere Menschen als Ungläubige ansehen, woanders ihren Ursprung
gefunden haben und keinesfalls zu einer Rechtschule gehören und auf keinen Fall
eine innerislamische Erschaffung seien.

Der Islam
ist die Religion der Barmherzigkeit und die Rechtsschulen stehen nebeneinander zusammen. Gruppen wie der IS und vorher die Taliban, seien
nach Auslegungen des Korans und der Überlieferungen ganz klar keine Muslime!

Er
apellierte, dass alle Muslime jetzt tapfer sein und ihre Meinung mit Mut
vertreten sollten.

Ayatollah
Dr. Ramezani betonte noch, dass jegliche Sähung von Angst und Schrecken zu
verurteilen sei. Es sollte gar nicht zur Debatte stehen, ob grausame,
terroristische Taten zu einer Religion gehören würden. Es sei eindeutig, dass
Terroranschläge oder Enthauptungen gar nichts mit dem Islam gemein haben.

Es
bestehe Bedarf, solche Debatten in Zukunft fortzuführen und zu intensivieren.

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